Ich glaube nicht, dass ich den LeserInnen dieses Blogs, unter denen vermutlich die Mehrzahl selber engagierte FotografInnen sind, erklären muss, dass es zum fotografieren nicht unbedingt schönes Wetter braucht 🙂 Trotzdem möchte ich an dieser Stelle ein kleines bebildertes Plädoyer für die Schlechtwetter-Fotografie abhalten und auch andere ermutigen, bei widrigen Bedingungen die Kamera nicht in der Tasche stecken zu lassen.
Eine der häufigsten Situationen, die ich in diesem Zusammenhang erlebe, ist die, dass ich in Erwartung einer Schönwetterlage aufbreche – meistens in die Berge – und dann vor Ort das Wetter plötzlich umschlägt oder die Lokalprognose total daneben gehauen hat. Beides kann gerade in den Bergen sehr häufig eintreffen. Natürlich ist die Enttäuschung im ersten Moment meist gross, aber grundsätzlich gibt es dann immer noch zwei Möglichkeiten: entweder das Fotografieren ganz zu vergessen und einfach die Bewegung an der frischen Luft zu geniessen, oder aber zu versuchen, fotografisch das Beste aus der Situation zu machen und den Reiz des schlechten Wetters auszunutzen. Das erhoffte Bergpanorama ist zwar unter diesen Bedingungen nicht sichtbar, aber oftmals verleihen die Wolken einer sonst eher dramatischen Szenerie einen friedlichen Charakter, und die Farben kommen oft kräftiger zur Geltung als bei Sonnenschein. So habe ich es im Sommer vor drei Jahren gleich zwei Mal hintereinander erlebt, als ich auf Melchsee-Frutt unterwegs war.
Eine andere Strategie ist es, sich in dieser Situation auf Details zu konzentrieren, die man sonst vielleicht gar nicht beachtet hätte – oder die vielleicht auch gar nicht sichtbar geworden wären. An einem dieser Ausflüge zum Beispiel konnte ich am kleinen Blausee längere Zeit eine Entenmutter mit sage und schreibe neun Küken in Ufernähe beobachten, die vielleicht schon längst vertrieben worden wäre, wären mehr Leute auf dem beliebten Wanderweg unterwegs gewesen. Ausserdem hatte ich an diesem Tag erst wegen der druchkreuzten Wanderpläne überhaupt genügend Musse, mich diesem Schauspiel eine Weile zu widmen…
An den beiden erwähnten Tagen war die Wolkendecke ziemlich dicht und somit alles grau und still. Es kann aber auch sein, dass die Wolkendecke stark in Bewegung ist und von Zeit zu Zeit einige Sonnenstrahlen passieren lässt. Das ist natürlich eine Gelegenheit, die man als Fotograf gerne annimmt und die manchmal dramatische Bilder ergibt – vorausgesetzt, man sitzt dann nicht in der warmen, trockenen Stube. Neben kontrastreichen, dramatischen Szenen – die übrigens oftmals gar nicht so einfach fotografisch zu meistern sind – zeigen sich manchmal auch überraschende Lichtspots an einzelnen Stellen in der Landschaft. Im Folgenden zeige ich drei Fotos, die solche Situationen illustrieren.
Eines war den bisher geschilderten Situationen gemeinsam: Es blieb, abgesehen von einigen kurzen regnerischen Phasen, während der Touren meist trocken. Wenn ich ehrlich bin, muss ich auch sagen, dass ich im strömenden Regen nicht gerne die Kamera auspacke – es gibt zwar Leute, sagt man, die auch dann noch fotografieren und sogar gute Bilder machen 🙂 Was hingegen vorkommen kann, ist, dass ich fotografiere, während es schneit. Dies ist natürlich nur ratsam, wenn man über eine Kamera mit entsprechend geschütztem Gehäuse verfügt. Sogar in relativ starkem Schneefall lassen sich noch Bilder machen, wie das folgende Beispiel zeigt. Es entstand auf einem Herbstspaziergang am Silsersee, wo ich vom plötzlich eintretenden Schneefall ziemlich überrascht wurde…
Dieses Foto (ebenfalls ein altes Dia) verzeichnete übrigens vor ein paar Jahren sogar eine Annahme in einem deutschen Fotowettbewerb.
Vielleicht wirkte das hier jetzt alles ein bisschen grau und trist 🙂 Aber es ging mir darum aufzuzeigen, dass auch bei schlechtem Wetter im Freien spannende Fotos entstehen können, die eine Bereicherung für das Portfolio eines Landschaftsfotografen darstellen können.
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