Ein wichtiger Grund, warum meine Frau und ich in den Cornwall reisen wollten war – wie bereits erwähnt – dass uns die Landschaften an dieser Küste, die wir in der Netflix-Serie „Poldark“ gesehen hatten, sehr beeindruckt hatten. Und natürlich wollten wir nicht nur diese Landschaft erleben, sondern auch auf den Spuren des Bergbaus unterwegs sein und etwas über diese Epoche lernen. Es gibt im Cornwall unzählige Stätten, die vom ehemaligen Bergbau Zeugnis ablegen, vor allem Ruinen von alten Minen, aber auch Museen, Kanäle, Aquädukte und sogar Erlebnisparks.


In der Buchhandlung in Truro fanden wir ein passendes kleines Büchlein, „Mining Walks in Cornwall“ von Peter Hancock. In diesem werden zehn einfache Wanderungen rund um solche historische Stätten beschrieben, mit Bildern und Wanderkarten. Das Büchlein war für uns sehr nützlich, denn es deckte auch zwei Wanderungen in der Umgebung von Truro ab, die wir beide – wenigstens teilweise – unter die Füsse nahmen.


Die erste dieser Wanderungen führte uns zu den Überresten der South Wheal Frances im Great Flat Lode, einem Bergbaugebiet in der Gemeinde Carn Brea etwas westlich von Truro. In den 1870er-Jahren wurde hier unter einem bereits ausgebeuteten Kupfervorkommen eine grosse, horizontal liegende Zinn-Ader (englisch „tin lode“) entdeckt, was dem Gebiet zu seinem Namen verhalf. Kurz nach dem Start der Wanderung erreichten wir auch schon die eindrücklichste Gebäudegruppe, das Förder- und Maschinenhaus Mariott’s Shaft mit dem Umkleidehaus für die Minenarbeiter. Die Ruinen geben nicht nur attraktive Fotomotive ab. Nein, solche Orte, die Zeugen früheren Lebens und Arbeitens sind, tragen für mich immer eine gewisse Magie in sich (wie beispielsweise im Beitrag über das Ruinendorf Châteauneuf-les-Mustiers in der Provence beschrieben).

Wir genossen diesen Ort ausführlich, erforschten die verschiedenen Gebäude bzw. ihre Ruinen, lauschten dem Wind, beobachteten den Zug der Wolken und assen unsere mitgebrachten Sandwiches in den Gemäuern. Ein kleines Stück weiter befinden sich dann nochmals zwei Maschinenhäuser, die in etwas besserem Zustand sind als Mariott’s Shaft. Auch sie tauchen etwas überraschend aus dem Gras-Dickicht auf, und sie sind ebenso von einer würdigen Stille umgeben wie die Hauptgebäude…

Die zweite Wanderung machten wir nicht an einem Stück, sondern wir fuhren zwei Mal an denselben Ort, weil er uns so magisch anzog, und näherten uns der Mine Wheal Coates bei St Agnes von zwei Richtungen her. Die ganze Wanderung erstreckt sich eigentlich von der Trevaunance Cove bis zum Küstendörfchen Porthtowan. Wir wanderten aber beim ersten Besuch vom Parkplatz am Beacon Drive in St Agnes direkt zum Hauptgebäude der Mine. Dies allein war schon ein gewaltiges Erlebnis, sind doch die Ruinen direkt über den Klippen der spektakulären Küste gelegen, und hinter ihnen befindet sich einfach nichts mehr ausser die Keltische See. Ebenfalls sehr schön gelegen ist das Maschinenhaus dieser Mine etwas weiter unten in Richtung Meer. Dieses erkundeten wir dann aber einen Tag später, als wir ein Stück weit dem South West Coast Path vom Chapel Porth Beach her folgten, der direkt am Maschinenhaus vorbeiführt. Dieser Ort erinnerte uns sehr an gewisse Szenen in „Poldark“ – obwohl die Serie nicht in dieser Mine gedreht worden ist.

Was die Besuche in all diesen eindrücklichen, mystischen Ruinen wunderbar abrundete und in meinen Augen ein klares Muss ist, wenn man sich schon einmal auf die Vergangenheit des Bergbaus im Cornwall einlässt, war der Besuch im St Agnes Museum. Der grösste Teil dieses liebevoll gestalteten, von einem Verein betriebenen Museums ist dem Leben der Bergarbeiter gewidmet, und man erfährt nicht nur wie die Maschinen und Schächte genau funktioniert haben, sondern auch wie hart und entbehrungsreich das Leben der Menschen damals war. Der Eintritt ins Museum ist frei, aber es hat sich ganz klar eine kleine „donation“ der Besucher verdient. Und einen Eintrag ins Gästebuch, der mehr Wert ist, von je weiter her man kommt 😉 (offenbar muss die Trägerschaft auch hin und wieder von der Wichtigkeit des Museums überzeugt werden)…
