So sehr es uns auch gefallen hatte in St Ives, nach einigen Tagen kam dennoch der Zeitpunkt des Abschieds und der Moment, wo wir eine Station weiterzogen. Der zweite Ort in Cornwall, wo wir eine Wohnung gemietet hatten war eine Kleinstadt nur vierzig Kilometer von St Ives entfernt: Truro, der Verwaltungssitz der Grafschaft Cornwall. Zuerst aber legten wir noch einen Zwischenhalt in St Agnes ein. Wir hatten sowieso vorgehabt, die St Agnes Heritage Coast mit ihren schönen Klippen und Buchten und den historischen Minen von Truro aus zu besuchen, und so bot es sich an, dies gleich auf dem Weg zu tun.
In St Agnes angekommen, machten wir uns zunächst auf die Suche nach etwas essbarem. Da wir nicht unmittelbar im Zentrum parkiert hatten, gab es nicht so viele Möglichkeiten, und wir entschieden uns für die einzige Lokalität, die einigermassen nach Restaurant aussah, die Railway Inn direkt an der Hauptstrasse. Diese Kneipe ist für mich zum Sinnbild für die teilweise überraschende Gastronomie im Cornwall geworden. Punkt zwölf Uhr wurde die Türe von einem Rockertypen mit langem Bart geöffnet, der keinen freien Quadratzentimeter Haut ohne Tattoo mehr zu haben schien, und wir betraten ein Pub, das allen Klischees Ehre machte. Auch wenn wir aufgrund des ersten Eindrucks und der sichtlichen Überforderung des Barkeepers mit den zahlreichen gleichzeitig eingetroffenen Gästen nicht allzu viel erwarteten: Das Essen war hervorragend und konnte locker mit einem gehobeneren Restaurant in St Ives oder Truro mithalten! 🙂 …
Nun aber zum eigentlichen Zweck des Abstechers. Nach dem Mittagessen nahmen wir die kurze, aber wie meist im ländlichen England sehr enge Strasse zum Chapel Porth Beach unter die Räder. Ich hatte diesen Strand im Rahmen meiner Reisevorbereitungen entdeckt, und er schien mir ein lohnenswertes Ziel zu sein. Da aber die Parkuhr aufgrund des fehlenden Internet-Empfangs nur mit Münzen (die wir nicht hatten) zu bedienen war und der Strand voll von Leuten war, disponierten wir kurzerhand um und fuhren zurück ins Dorf und von dort zur Trevaunance Cove. Die dortige Szenerie begeisterte uns auf den ersten Blick. Zwar war der Strand hier auch etwas belebt, und es gibt sogar Infrastruktur in Form von Restaurant, Surfschule und Shop, aber die Bucht ist vor allem bei Ebbe viel weitläufiger und lässt somit Raum, sich ein bisschen zu bewegen.
Ich liess es mir nicht nehmen, ein wenig auf den durch die Ebbe freigelegten Felsen herumzuklettern, bis fast hinüber zur Trevellas Cove, und die eindrücklichen Felsformationen zu fotografieren. Im Anschluss folgten wir noch ein Stück dem entlang der Cornwall-Küste allgegenwärtigen South West Coast Path und konnten so noch die wunderschönen Blicke über die Bucht von oben her geniessen.
Übrigens erhielt der Chapel Porth Beach ein paar Tage später trotzdem auch nochmals eine Chance 😉 … Wir kamen von Truro aus nochmal hierher, nachdem wir am Tag zuvor die ehemalige Mine Wheal Coates besucht (dazu in einem späteren Beitrag mehr) und festgestellt hatten, wie sehr uns dieser Küstenabschnitt gefiel. Dieses Mal hatten wir Pfund-Münzen dabei, und der Strand war erstaunlicherweise praktisch menschenleer. So wanderten wir zunächst wieder ein Stück weit dem South West Coast Pfad entlang in Richtung der Minen, und ich nahm mir noch Zeit, den wirklich sehr schönen Strand mit seinen grünen Algen und Felsen ausführlich zu fotografieren. Wir hatten also hier an der St Agnes Heritage Coast neben dem eindrücklichen Erbe der Bergbauvergangenheit zwei sehr schöne Buchten entdeckt, die ich unbedingt ins Cornwall-Reiseprogramm aufzunehmen empfehle…