Viele Menschen – darunter auch ich 🙂 – verbinden mit Teneriffa wahrscheinlich in erster Linie den zweifellos grossartigen Teide-Nationalpark (über den ich hier auch schon einen Artikel publiziert habe), in dessen Zentrum der höchste Berg Spaniens steht. Allerdings befindet sich im Schatten dieser prominenten Landschaft eine andere Ecke, die ebenfalls ihre unbestreitbaren Reize hat: Das Anaga-Gebirge im Osten der Insel. Sein Nachteil gegenüber dem Teide ist wahrscheinlich, dass es nicht so spektakulär, auch nicht ganz so leicht zugänglich ist und oftmals unter den vom Meer heranziehenden Wolken liegt. Trotzdemmöchte ich hier eine Lanze für dieses waldige Gebirge brechen. Denn seine Nachteile können sich auch in Vorteile wandeln: Wer eher Einsamkeit und Authentizität sucht und Teneriffa einmal abseits der grossen Touristenströme geniessen möchte, kommt im Anaga-Gebirge auf seine Rechnung.
Nähern wir uns diesen Bergen doch zuerst einmal von Nordwesten her, an einem Punkt, wo das Gebirge dem Besucher seine schroffe, abweisende Seite entgegenhält. An der Punta del Hidalgo, die auch schon in der Kategorie „Lieblingsfotos“ einen Auftritt hatte, geniesst man einen schönen Blick zu den steil ins meist stark brandende Meer abfallenden Gipfeln. Allerdings ist hier am Ende der Strasse Schluss. Wer wirklich ins Innere des Gebirges vordringen will, muss einen anderen Weg wählen.
Es gibt eine Strasse, die auf unzähligen Kurven mitten durch das Gebirge führt, und zwar die TF-12. Sie führt von Pedro Alvarez bei San Cristóbal de la Laguna quer durch die von Lorbeerwäldern geprägte Berglandschaft hinauf und am anderen Ende wieder hinunter nach San Andres. Unterwegs bieten sich viele Möglichkeiten, auf kleinere Nebenstrassen abzuzweigen. Besonders lohnenswert ist der Abstecher nach Taganana, dem „weissen“ Dorf und weiter nach Benijo. Diese Strasse bietet viele schöne Blicke hinunter ans tiefblaue Meer, und an deren Ende wartet in Benijo ein spektakulärer Küstenabschnitt mit den Roques de Anaga.
Ebenfalls einen Abstecher wert ist das Strässchen nach Taborno. Zwar befindet man sich hier wirklich im Niemandsland, und auch der Ort selber ist nichts allzu besonderes, aber die Wanderung von hier zum „Matterhorn Teneriffas“, dem Roque de Taborno, ist etwas vom Schönsten, was man auf dieser Insel erleben kann. Natürlich kann es der exponiert über dem Meer gelegene Felsen – abgesehen von einigen Ähnlichkeiten bei der Form – bei weitem nicht mit dem Schweizer Original aufnehmen. Aber der Ausblick von seinem Fuss über die nördliche Küste ist schon ein gewaltiges Erlebnis und den Marsch über den teilweise etwas schwer zu findenden Gebirgspfad wert…
Wer der TF-12 weiter folgt bis hinunter an den südlichen Fuss des Anaga-Gebirges, der kann im Wolkenschatten der Berge oftmals wieder die Sonne in San Andres und an seinem berühmten Strand geniessen – ein Zückerchen besonders natürlich für den, der die anstrengenden Wanderwege im Gebirge unter die Füsse genommen hat…
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