An einem Wintertag vor ein paar Jahren, kurz nach Weihnachten, kamen einige Faktoren zusammen, die den Morgen dieses Tages für eine Fototour prädestinierten. Nach einer längeren schneearmen Zeit und vielen warmen Tagen hatte es zwei Tage lang neue Niederschläge gegeben, die Schneefallgrenze war dabei zwischenzeitlich auf bis zu 600 Meter gesunken. Und ausgerechnet der Tag danach versprach strahlend schön und der Morgen somit zwar kalt, aber klar zu werden! Also packte ich die Gelegenheit am Schopf und entschloss mich dazu, wieder einmal an meinem freien Tag früh aus den Federn zu steigen 🙂 …
Als Ziel suchte ich mir einen Ort aus, den ich von zahlreichen früheren Reisen in den Jura her zwar kannte, aber von dem bisher maximal ein brauchbares Foto in meiner Sammlung existiert hatte, und zwar noch ein Dia (es musste also lange her sein…). Und dies, obwohl es sich um einen schönen Ort handelt, den ich sehr mag. Die Rede ist vom Moorsee Etang de la Gruère bei Saignelégier in den Freibergen. Während ich im warmen Auto langsam von Biel her kommend an Höhe gewann, sich der Nebel lichtete, das erste schwache, blaue Licht um die am Himmel noch schwach funkelnden Sterne sichtbar wurde und sich am Horizont Hügel mit tief verschneiten Tannenwäldern erhoben, wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte!
Von La Theurre im Westen her kommend näherte ich mich auf einem kleinen Pfad dem zugefrorenen See und genoss dabei die in dieser Gegend sehr nordisch anmutende Winterlandschaft in vollen Zügen. Am Ufer angekommen erkundete ich zwei Stellen, die sich für das Festhalten des Sonnenaufgangs eignen könnten. Und dann war zuerst einmal ein bisschen warten angesagt. Bei -8° Celsius nicht gerade ein Vergnügen, aber auch kein grösseres Problem 🙂 Die Sonnenaufgangs-Fotos gelangen dann zwar nicht optimal, da ich mir einen Platz ausgesucht hatte, der am gegenüberliegenden Ufer mit relativ hohen Tannen bestanden war. Aber das machte eigentlich gar nichts, denn die frisch verschneite Winterlandschaft und die Stille an diesem magischen Ort übten dennoch einen grossen Zauber auf mich aus, und es gab dazu genug anderes zu fotografieren, schon nur an dieser Stelle, an der ich mich befand.
Nachdem die Sonne über dem Horizont aufgegangen war, packte ich mein Stativ zusammen und machte mich auf dem Weg, um den See auf dem schmalen Pfad zu umrunden. Unglaublich, was die Kälte alles für interessante Details am Ufer geschaffen hatte, was für einen Zauber das Sonnenlicht über die verschiedenen Uferpartien und den umliegenden Wald legte und was für ein interessantes Wechselspiel zwischen kalt-blauen Schatten und warmem Licht sich auf dem Weg um den See ergab. Ich schätze, dass man normalerweise dreiviertel Stunden braucht, um den Etang zu umrunden – ich war sicher zweieinhalb Stunden unterwegs 🙂 …
Alles in allem waren es wieder einmal sehr genussvolle Morgenstunden im Winter-Märchenland – und das nur eine Stunde von der graubraunen Nebelwinterlandschaft vor der eigenen Haustüre entfernt… Auf dem Heimweg erlebte ich dann noch eine kleine Überraschung. Ich wollte noch in Saint-Ursanne vorbeischauen, wenn das Wetter schon so schön war, und fuhr von Montfaucon über den Clos du Doubs. Dabei musste ich feststellen, dass erstens schon wenige Meter tiefer nichts mehr vom Schnee zu sehen war und sich zweitens über dem Doubs eine dichte Nebeldecke durch das Tal schlängelte. Somit gab es diesmal keine Fotos mehr von Saint-Ursanne, dafür noch einige aus dem Grenzbereich von Nebel und Sonne…
Weitere Infos zum Naturschutzgebiet gibt es übrigens auf der Website des Centre Nature Les Cerlatez.
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