Morgen ist es zehn Jahre her, dass ich meinen ersten Blog-Beitrag verfasst habe – ich darf also ein rundes Jubiläum „feiern“ und möchte das auch diesmal mit einem kleinen Sonderbeitrag tun. Den letzten Jubiläums-Beitrag habe ich vor fünf Jahren verfasst. Damals habe ich mich darüber geäussert, warum ich überhaupt blogge , und auch einige grundsätzliche Gedanken zu meiner Sicht auf die Fotografie beschrieben. Das damals Gesagte ist genauso auch heute noch gültig. Nur sind inzwischen schon wieder fünf Jahre vergangen, und ich habe für mich einige ergänzende Erkenntnisse gehabt in dieser Zeit.

Wie auch viele meiner Fotos sind diese Erkenntnisse nicht unbedingt spektakulär. Ich habe in den letzten Jahren aufgrund einer neuen Mitgliedschaft bei einer Fotocommunity (Flickr) und im Zuge der Anschaffung einer neuen Bilddatenbank (Excire Foto) begonnen, mein zehntausende von Fotos enthaltendes Archiv Stück für Stück zu durchforsten. Einerseits, um die meiner Meinung nach schönsten Bilder definitiv und in guter Qualität zu bearbeiten, andererseits um sie mittels Stichworten in der Bilddatenbank zu erfassen – denn zu oft hatte ich in der Vergangenheit Stunden damit verbracht, ein spezielles Bild aus dem Archiv hervorzusuchen… Und bei dieser Arbeit bin ich auf so manche vergessen gegangene Perle gestossen.

In diversen Artikeln habe ich schon beschrieben, wie mein Vorgehen nach einer Fototour jeweils abläuft. Im Schnelldurchgang werden die auf den ersten Blick besten Bilder bearbeitet und für den Blog und die diversen Communities aufbereitet. Dabei treffe ich zwangsläufig eine relativ enge Auswahl. Aus Zeitmangel bleibt dann aber der zweite Blick auf die neuen Bilder meistens aus. Und das ist schade, wie sich in den vergangenen Jahren gezeigt hat. Bei der Aufarbeitung des umfangreichen Archivs bin ich, wie vorhin erwähnt, über einige Bilder gestolpert, die aus genannten Gründen aus meinem Bewusstsein verschwunden waren, die mir aber dennoch grosse Freude machen. Und ganz im Sinne meiner grundsätzlichen Haltung gegenüber der Fotografie sind es oftmals nicht die spektakulärsten Bilder einer Serie, die mir dann positiv auffallen.

Dieses Blatt mit den schönen Tautropfen, die sogar die Sonne in Form von Blendensternen reflektieren, entdeckte ich im Rahmen einer Fototour am Thunersee, während der ich mich vor allem auf das Ufer und die Berge konzentrierte
Dieses Blatt mit den schönen Tautropfen, die sogar die Sonne in Form von Blendensternen reflektieren, entdeckte ich im Rahmen einer Fototour am Thunersee, während der ich mich vor allem auf das Ufer und die Berge konzentrierte

Gerade bei solchen Gelegenheiten stelle ich immer wieder fest, wie viel Schönheit eigentlich im Unspektakulären liegt. Und wie einfach es ist, diese Schönheit zu übersehen, wenn man ständig auf der Jagd nach dem „Burner“-Foto ist. Ich muss unumwunden zugeben, dass mir das auch heute noch oft passiert. Natürlich sollte man nicht beliebig drauflos fotografieren. Der Blick für ein Motiv, sorgfältige Bildgestaltung und manchmal auch minutiöse Planung sind auch für mich nach wie vor wichtig. Aber ich darf nicht in Versuchung geraten, ein Motiv – beim Fotografieren oder beim Auswerten – auszulassen, nur weil es vermutlich nicht so eine gewaltige Wirkung beim oberflächlichen Publikum entfalten wird. Wenn ich etwas sehe, das mich bewegt, berührt, Freude in mir auslöst, sollte ich es auch fotografieren. Und es auch anschliessend bei der Auswertung der Bilder möglichst nicht übersehen.

Landschaft im hinteren Lötschental mit Schinhorn und Distlighorn. Dieses Foto ist in einer Serie von dieser Wanderung völlig untergegangen. Dabei zeigt sich in keinem der anderen Bilder die Färbung der Felswände so deutlich...
Landschaft im hinteren Lötschental mit Schinhorn und Distlighorn. Dieses Foto ist in einer Serie von dieser Wanderung völlig untergegangen. Dabei zeigt sich in keinem der anderen Bilder die Färbung der Felswände so deutlich…

Heute bin ich glücklich darüber, dass ich auch auf den ersten Blick „zweitklassige“ Fotos behalten habe und diese jetzt nach und nach wieder entdecke. Dass so die Schönheit im Unspektakulären für mich sichtbar werden kann. Und vielleicht auch für andere, wenn es mir gelingt, diese Bilder in eine zusammenhängende Geschichte einzubetten und auf dem Blog zu präsentieren. Dies ist der Grund dafür, warum hier in den letzten Jahren auch öfters wieder Beiträge mit älteren Fotos publiziert worden sind. Nicht dass ich zu wenig neues Material hätte, im Gegenteil: Die Bilder von unserer Bretagne-Reise letzten September beispielsweise haben mir Material bis in den Januar hinein geliefert 🙂 … Aber es macht mir Freude, auch diesen älteren Schätzen eine Bühne zu geben. Und ich plädiere wie in meinem Beitrag vor fünf Jahren deshalb immer noch dafür, die Augen auch für das Unspektakuläre offen zu halten.

Dieses Mauerblümchen fotografierte ich auf einer Tour am Lac Léman, wo vor allem die Felslandschaften am Seeufer und die Winzerdörfer die kurzfristige Erinnerung prägten
Dieses Mauerblümchen fotografierte ich auf einer Tour am Lac Léman, wo vor allem die Felslandschaften am Seeufer und die Winzerdörfer die kurzfristige Erinnerung prägten

Die drei Fotos in diesem Beitrag sowie das Titelbild sind älteren Datums, und ich habe sie erst im Zuge der Archivbearbeitung wieder entdeckt. Sie für mich Beispiele, die das Gesagte unterstreichen. In diesem Sinne wünsche ich mir, dass mir bei der Nachbearbeitung meiner Fotos künftig mehr Zeit nehmen und mehr Bedacht verwenden kann, damit mir weniger dieser verborgenen Schätze entgehen…

Und übrigens: Regelmässige Besucher des Blogs haben vielleicht festgestellt, dass einige dieser Fotos in der „Vitrine“ (im Menübalken rechts) erscheinen 😉 …

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert