Als wir letzten Winter zu viert auf der Fürenalp eine Schneeschuhtour unternahmen, gefiel mir die Location so gut, dass ich mir vornahm einmal im Sommer oder Herbst dort wandern zu gehen. Auf der Karte entdeckte ich, dass es etwas oberhalb der Bergstation einen kleinen See gibt – somit war für mich auch klar, was das fotografische Hauptthema für diese Tour sein würde 😉 … Ende September dieses Jahres machte ich mich dann an einem schönen Morgen früh auf den Weg zur Talstation der Fürenalpbahn, um die erste Gondel zu erwischen, die mich auf die auf 1850 Metern über Meer gelegene Alp tragen würde, und noch im möglichst frischen Morgenlicht die ersten Fotos schiessen zu können.
Leider stellte sich der inoffiziell „Spiegelseelein“ genannte Bergsee als künstlich angelegtes Gewässer heraus, an dessen Ufer erst noch eine Kneipp-Anlage installiert ist. Somit begann der Tag – zumindest aus fotografischer Sicht – mit einer kleinen Enttäuschung. Trotzdem genoss ich die erste Stunde am Ufer dieses Seeleins mit dem grossartigen Panorama, während der ich mein mitgebrachtes Früchstück einnahm und mich langsam aber sicher doch noch an Positionen heran arbeitete, die eingermassen gute Fotos ermöglichten 🙂 …
Ausserdem wurde diese erste Enttäuschung im Laufe des Tages mehr als wettgemacht durch das, was ich auf dem anschliessenden Abstieg nach Engelberg, den ich hier in der Kategorie Fotowanderungen vorstelle, zu sehen bekam. Das einsame Tal des Stierenbachs und der Engelberger Aa, in der Grenzregion zwischen Obwalden und Uri gelegen, überraschte mich in vielerlei Hinsicht. Die Wanderung führt von der Bergstation der Luftseilbahn zunächst leicht absteigend zur Alp Usser Äbnet, wo sich auch schon die erste kleine Einkehrmöglichkeit bietet. Nach kurzer Zeit taucht am Horizont der markante Gipfel des Blackenstocks auf, dessen Anblick bereits erahnen lässt, welche Szenerie sich etwas später bieten wird. Auch der Blick zurück ist wunderschön, die markante Felswand des Titlis prägt die sich immer wieder ändernde Landschaft durch ihre majestätische Präsenz.
Nach gut dreiviertel Stunden erreicht man den Wendepunkt, die oberhalb des imposanten Wasserfalls Stäuber gelegene Weggabelung. Ich liess es mir nicht nehmen, dem ursprünglichen Weg noch ein kurzes Stück weiter Richtung Blackenalp zu folgen, denn es nahm mich sehr wunder, wie sich die Landschaft um die nächste Ecke präsentieren würde. Auf einem kleinen Hügel angekommen, bot sich mir ein Anblick, der mir ein leises „Ah“ und „Oh“ entlockte. Ein wunderschöner Talkessel, durch den sich der junge Stierenbach seinen Weg schlängelt, gesäumt von einer Gipfel-Arena aus felsigen Bergen, mit dem Blackenstock im Zentrum. Der kleine Abstecher lohnt sich definitiv, und mir persönlich erlaubte er, doch noch die Art von Fotos mit Spiegelungen zu schiessen, die mir für diesen Tag vorgeschwebt hatten. Inzwischen wich auch der mächtige und allgegenwärtige Schatten des Schlossbergs den Sonnenstrahlen, so dass nun fast das ganze Tal vom herbstlich-warmen Sonnenlicht durchflutet war.
Zurück bei der Weggabelung wird der Wanderweg hinunter via Stäfeli zunächst etwas steiler, und zur Linken geniesst man einen schönen Blick auf den Stäuber. Im Stäfeli bietet ein Bergrestaurant die Möglichkeit, einen Mittagshalt einzulegen (von der ich gerne Gebrauch machte). Der Rest des Weges hinunter zur Talstation ist dann relativ einfach, aber nicht weniger spektakulär. Inzwischen hat sich der Stierenbach, der nach dem erneuten Überschreiten der Kantonsgrenze auf den Namen Engelberger Aa hört, zu einem breit und lebendig dahinfliessenden Fluss entwickelt, und sowohl der Blick zurück als auch der nach vorne bieten immer wieder schöne Szenen. Das Licht hat sich gewandelt, und während das Fotografieren in Richtung Titlis zunehmend schwierig wird, präsentieren sich dafür Schlossberg und der spektakuläre Gross Spannort im besten Licht.
Alles in allem ist dies eine sehr schöne Wanderung, die mich trotz des Fehlens der von mir so heiss geliebten Bergseen positiv überrascht hat und für meine Begriffe sehr spektakulär ist. Zwar sind es über achthundert Höhenmeter, die man unterwegs absteigt, aber sie verteilen sich gut. Wem das trotzdem zu viel ist, der kann alternativ auch von der Weggabelung zurück zur Usser Äbnet wandern und von dort die Seilbahn hinunter zum Stäfeli nehmen – eine sehr praktische Abkürzung für die, die Knie und Muskeln schonen wollen 🙂 Ich persönlich werde wahrscheinlich bei einem nächsten Mal noch etwas weiter in Richtung Blackenalp und Surenenpass vorstossen. Diese abgelegene Ecke hat mich mit ihrer archaischen Schönheit schon sehr beeindruckt…
- An- und Rückreise: via Luzern – Engelberg mit Bahn und Bus zur Talstation Fürenalp
- Reine Wanderzeit: 2h40
- Höhendifferenz: ca. 111m bergauf und 869m bergab
- Verpflegungsmöglichkeiten: Bergrestaurant bei der Bergstation der Fürenalpbahn sowie unterwegs: Usser Äbnet, Stäfeli, Alpenrösli