Einer der Aspekte, die die Faszination von London ausmachen, ist die unglaubliche Vielfalt der Stadt. Es gibt von modernen Gewerbequartieren wie das Bankenquartier oder die Docklands, wo Wolkenkratzer in die Höhe streben bis hin zu pittoresken Ecken, wo das historische London durchschimmert einfach alles, was eine Grossstadt ausmacht. Je öfter ich diese Stadt bereise, desto mehr Neues entdecke ich – und mitunter auch sehr Überraschendes. So auch auf der Reise im Mai dieses Jahres. Über die Begegnung mit King’s Cross beispielsweise habe ich ja in einem früheren Beitrag schon berichtet.
Die grösste Überraschung im Rahmen dieser Reise aber war der Stadtteil Richmond. Wie so oft hatte ich wahrscheinlich irgendwo Bilder gesehen die mir gefielen, so dass das Quartier auf meiner persönlichen ToDo-Liste landete. So unternahm ich an einem Nachmittag, an dem die beiden Frauen in South Kensington beim Coiffeur waren 🙂 einen Trip mit der London Overground in diesen im äussersten Westen der Stadt gelegenen Aussenposten.
Was ich dort antraf, versetze mich in angenehmes Erstaunen. Zwar gehört Richmond immer noch zu Greater London, es hat aber einen sehr kleinstädtischen Charme. Natürlich spürt man den Puls der Grossstadt immer noch, vor allem entlang der Hauptverkehrsachse an der A307, die mitten durchs Zentrum führt. Aber kaum begibt man sich ein wenig in die Seitengassen, fühlt man sich in ein altes englischen Landstädtchen versetzt.
Ich war auf der Suche nach einer bestimmten Strasse, von der ich Fotos gesehen hatte, der Brewers Lane. Aber wie so oft war es schlussendlich nicht dieser Spot, der mir am meisten Gefiel, sondern unzählige andere, die ich auf meinem Weg hinunter an die Themse und von dort wieder zurück ins Zentrum antraf. An der Themse selber kam sogar fast ein wenig das Gefühl auf, in einem englischen Seebad zu sein, mit den viktorianischen Bauten am Wasser und den Cafés, Pubs und den Plätzen, die zum Bade laden.
Richmond bekommt also eine ganz klare Entdecker-Empfehlung von mir an alle London-Reisenden. Bei wärmerem Wetter könnte ich mir sogar vorstellen, dort mit einem Tuch ein bisschen an der Themse zu liegen oder ausführlicher dem Fluss entlang zu spazieren. Hinzu kommt, dass es in Richmond noch einiges mehr zu sehen gibt, das ich aus Mangel an Zeit nicht auch noch ins Programm packen konnte – z.B. die weitläufigen Kew Gardens, die National Archives oder die schönen Badestrände an der Themse…