Nach dem Halt im überraschenden und wirklich schönen Zahara de la Sierra trennten uns nur noch wenige Kilometer vom eigentlichen Ziel des Trips, von Ronda. Dieses spektakulär gelegene Dorf sah ich zum ersten Mal in der zweiten Staffel der Netflix-Serie „Berlin Station“, weil einer der US-Agenten dort untergetaucht war. Auch wenn Andalusien für mich damals als Reiseziel noch eher eine untergeordnete Rolle spielte (wegen der meist zu grossen Hitze 😉 …), war mir doch sofort klar, dass ich dieses Städtchen gerne einmal sehen würde. Und ich muss sagen, Ronda hat meine damals geschürten Erwartungen bei weitem übertroffen.
Zwar setzte bei der Abfahrt in Zahara der Regen wieder ein und hielt sich danach recht hartnäckig. Im Wissen, dass wir eine Nacht in Ronda und somit mehr Zeit zur Verfügung haben würden, konnte ich relativ ruhig mit diesem Umstand umgehen. Und es kam noch besser: Als wir die quasi im Blindflug kurzfristig gebuchte Suite in unserem Hotel betraten, waren wir vom Ausblick so überwältigt, dass wir uns spontan dazu entschlossen, unseren Aufenthalt um eine Nacht zu verlängern – ungeachtet des Wetters.
Dies war wahrscheinlich die klügste Entscheidung dieser Ferien. Einerseits ersparten wir uns so einen zusätzlichen Tag unter dem Stress der Prozessionen in Sevilla, und andererseits – viel wichtiger noch – gab uns Ronda mit seiner überraschenden Vielfalt genug Zerstreuung für die fast zwei Tage. Unser Quartier lag im älteren Teil des historischen Zentrums, genannt La Ciudad oder Casco Antiguo. Hier ist nicht viel los, aber es gibt einige sehr hübsche Gassen und Plätze zu erkunden. Über die beeindruckende Brücke zwischen den beiden auf massiven Felswänden gelegenen Ortsteilen, den Puente Nuevo, gelangt man zur Plaza España und in den neueren Teil des Städtchens, El Mercadillo. Schon kurz vor der Brücke nimmt die Menschenmenge massiv zu – kein Wunder, finden sich hier doch die ersten Geschäfte mit Souvenirs und lokalen Spezialitäten. Spätestens auf der belebten Plaza España muss man sich dann den Weg durch die Menschenmenge bahnen. Ein Glück, wer in Ronda übernachtet und die ganze Pracht am späteren Abend oder auch während des grössten Teils des Vormittags für sich alleine geniessen kann.
Von diesem belebten Platz aus hat man zwei Möglichkeiten. Entweder man biegt gleich rechts ab und gelangt in einen Teil des Städtchens, das von ruhigen Gassen mit den für Andalusien so typischen, weiss getünchten Häusern geprägt ist. Durch dieses Quartier kann man in Ruhe bis hinunter zum Fluss Guadalevin und zur alten Brücke spazieren. Oder aber man folgt der Strasse noch ein Stück weiter und und schlendert der Carrera Espinel entlang – einer Einkaufsstrasse mit Luxusboutiquen, Souvenirläden und Restaurants, wo das Leben nur so pulsiert. An dieser Stelle spätestens realisiert man, dass Ronda halt doch schon eher eine Stadt ist und nicht ein verschlafenes kleines Städtchen.
Wir haben diesen spontan verlängerten Aufenthalt in Ronda sehr genossen – zumal sich am zweiten Tag dann auch die Wolkendecke noch ziemlich lockerte. Ich könnte mir sogar vorstellen, an diesem Ort irgendwann einmal etwas längere Zeit zu verbringen. Nicht nur weil Ronda selber enorm viel bietet (viel mehr als wir in diesen zwei Tagen entdecken konnten), sondern auch weil die umgebende Sierra, die von der Brücke, dem Hotel oder sogar den engen Gassen aus immer sichtbar ist, viele zusätzliche Möglichkeiten bietet und Lust auf Entdeckungstouren weckt…