Foyer des Gran Hotel Ciudad de México
Foyer des Gran Hotel Ciudad de México

Nach diversen Beiträgen über unsere Mexiko-Reise im Juni ist es nun endlich an der Zeit, der Landeshauptstadt einen genaueren Blick zu widmen. Wie ich im Bericht über Coyoacán gesagt habe, hat mich Mexico City von Beginn weg fasziniert. Ein Grund dafür ist sicher die schiere Grösse. Meine Frau hatte es mir oft erzählt, nun durfte ich es selber erleben: Beim Anflug auf den Aeropuerto Internacionál Benito Juárez fliegt man schon ca. 15 bis 20 Minuten vor der Landung über das Stadtgebiet – so gross ist dessen Ausdehnung. Mein Schwager hat mir kurz nach unserer Ankunft erzählt, dass man vom Süd- bis ans Nordende der Stadt auf der Hauptachse mit dem Auto auch bei wenig Verkehr zweieinhalb Stunden benötigt! Damit ist schon viel über die flächenmässige Grösse der Stadt gesagt. Hinzu kommt aber noch die Menge an Menschen, die hier wohnen – aktuell 22,7 Millionen. Und diese Bevölkerungsdichte bringt halt eben auch den starken, teilweise fast unerträglichen Verkehr mit sich, der zu gewissen Zeiten auf gewissen Strecken ein Vorwärtskommen fast verunmöglicht.

Ausblick von der Torre Latinoamericana
Ausblick von der Torre Latinoamericana
Moderne Architektur im Quartier Nápoles
Bürotürme im Quartier Nápoles

Nun, das klingt bisher alles sehr negativ. Und die Grösse Mexikos hat sicher ihre Nachteile. Aber sie bringt auch einen ganz anderen, positiven Aspekt mit sich: Die Stadt verfügt über so eine unglaubliche Vielfalt an Orten, Menschen, Lebensweisen, Architektur, Attraktionen, dass man wohl ein halbes Leben damit verbringen kann, alles oder zumindest einen grossen Teil davon zu sehen und zu erleben. Und auch wenn diese Vielfalt machmal zu einer Reizüberflutung führen kann, so hat sie mich doch in erster Linie gepackt. Unsere Familie musste mich ab einem gewissen Punkt sogar richtiggehend zurückbinden, damit ich auch noch ein bisschen zur Ruhe kam (die in diesem Jahr aussergewöhnliche Hitze, sogar hier auf der Höhe von 2’400 Metern über Meer, trug dann ihren Rest dazu bei).

Im Inneren der Hauptpost, des Palacio de Correos de Mexico
Im Inneren der Hauptpost, des Palacio de Correos de Mexico
Viele Gebäude in der Stadt haben sehr schöne Innenhöfe, wie hier im Casa de los Azulejos
Viele Gebäude in der Stadt haben sehr schöne Innenhöfe, wie hier im Casa de los Azulejos

Ich werde unmöglich diese ganze Vielfalt in einem einzigen Beitrag zum Ausdruck bringen können. Aber über Coyoacán beispielsweise habe ich schon geschrieben, und zum Thema Architektur werde ich euch ein wenig später etwas zeigen. Stattdessen möchte ich anhand des Ablaufs eines Abends aufzeigen, was in mir die Zuneigung für Mexico City oder Ciudad de México, wie die Mexikaner sie nennen, geweckt hat. Es war der Abend des 4. Juni, der in Europa als Vatertag gefeiert wird. Unsere Tochter hatte für mich aus der Ferne ein Abendessen in einem wunderbaren Restaurant am Zócalo, dem zentralen Platz der Stadt, auf einer Terrasse mit einem superschönen Blick zur Kathedrale und dem Präsidentenpalast organisiert.

Der Blick von der Terrasse des Restaurants Casa de las Sirenas in Richtung Kathedrale, Zócalo und Präsidentenpalast
Der Blick von der Terrasse des Restaurants Casa de las Sirenas in Richtung Kathedrale, Zócalo und Präsidentenpalast
Statue vor der Kathedrale
Statue vor der Kathedrale

Dieser Abend war eines der wenigen Male, wo wir uns mit der U-Bahn fortbewegten. Unsere Verwandten hatten uns empfohlen, diese nicht unbedingt zu benutzen. Sicher ist es unter der Woche zu den Stosszeiten eher unangenehm in der notorisch überfüllten Metro, aber das ist mehr oder weniger in jeder Grossstadt so. Da aber Sonntag war, gab es nicht allzu viele Leute, und dann ist die Metro wohl die allerschnellste Variante, über eine grosse Distanz von A nach B zu kommen. Es ist sogar nicht ausgeschlossen, dass man mit den Menschen, die in der Nähe sitzen ins Gespräch kommt… Als wir bei der U-Bahnstation Zócalo/Tenochtitlan wieder ans Tageslicht kamen und an der Kathedrale vorbei in Richtung des Restaurants spazierten, wurden wir Zeugen eines aztekischen Tanzfestivals. Das Bewusstsein der Mexikaner für die hochstehenden Kulturen ihrer Vergangenheit kommt an vielen Orten auf diese und andere Art zum Ausdruck.

Blick durch die Moneda zum Templo de Santa Inés
Blick durch die Moneda zum Templo de Santa Inés

Während des Abendessens konnten wir das bunte Treiben auf dem Zócalo beobachten,und die langsam sinkende Sonne tauchte die Umgebung in ein immer wärmer werdendes Licht. Der Anblick der gegenüberliegenden, imposanten Kathedrale gab uns einen bildlichen Eindruck von der pompösen kolonialen Vergangenheit des Landes – die hier wie an vielen anderen Stellen der Stadt und im ganzen Land zum Ausdruck kommt. Und dies ist ebenfalls einer der Aspekte, die die Faszination der Stadt ausmachen.

Abend in der Avenida Francisco I. Madera
Abend in der Avenida Francisco I. Madera
Tradition und Moderne - Kirche in der Francisco I. Madera und Torre Latinoamericana
Tradition und Moderne – Kirche in der Francisco I. Madero und Torre Latinoamericana

Nach dem Abendessen spazierten wir noch rund um die Kathedrale – mit vollem Namen „Catedral Metropolitana de la Ciudad de México“ – herum und bestaunten ihre kunstvoll verzierten Fassaden im rötlichen Abendlicht. Im Anschluss flanierten wir zur blauen Stunde gemütlich die autofreie Avenida Francisco I. Madero hinunter, machten einen Abstecher in die eine oder andere Boutique und landeten schlussendlich auf dem Platz vor dem Palacio de Bellas Artes, am Fusse der Torre Latinoamericana. Hier zeigte sich ein Kontrast, der auch typisch für Mexico City ist: derjenige zwischen Tradition und Moderne. Natürlich ist die Torre Latinamericana vergleichsweise alt, und es gibt wesentlich modernere Architektur in Mexiko City (dazu werde ich in einem späteren Beitrag noch etwas schreiben). Aber schon diese Gegenüberstellung, die wir hier zu Gesicht bekamen, war in meinen Augen eindrücklich und typisch.

Vor dem Palacio de Bellas Artes
Vor dem Palacio de Bellas Artes

Ganz zum Schluss, bevor wir wieder in den Untergrund stiegen, genossen wir die Atmosphäre hier beim Almeda Central, dem ältesten Stadtpark von Mexiko City, mit den vielen Menschen, die flanierten, den Abend genossen, irgendetwas verkauften oder darboten… Und wie schon zuvor in der Avenida Francisco I. Madero oder am Zócalo tauchten wir richtiggehend in die Menge ein und wurden ein Teil dieser Gesellschaft, die uns so offen mit ihrer Lebendigkeit empfing. Dies ist ein Gefühl, das ich so oft in Mexiko erlebt habe, so auch hier in dieser riesigen Stadt, die mir ein ganz anderes, viel freundlicheres Gesicht zeigte als das eines überdimensionierten Molochs…

Und so ging der Abend zu Ende...
Und so ging der Abend zu Ende…

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