Es ist schon paradox: In einem kürzlich hier publizierten Beitrag – eine Neuauflage eines meiner Lieblingsbeiträge aus dem Jahr 2014 – schrieb ich über ein über die Jahre versandetes Langzeit-Fotoprojekt und begrub es damit faktisch. Nur um einige wenige Tage darauf die Erfahrung zu machen, dass das Objekt dieses Projekts, nämlich die Reuss, doch ein viel grösserer und sogar fast unausweichlicher Teil meiner aktuellen Lebenssituation ist als gedacht 🙂 … An einem freien Tag im August nämlich, da war ich wieder einmal auf der Suche nach einer Fotolocation am Wasser, und da ich nicht allzu weit reisen wollte, besann ich mich auf einen Spot, den ich schon länger auf meiner ToDo-Liste hatte: die Stille Reuss bei Rottenschwil.
Ähnlich wie die Tote Reuss, über die ich hier auch schon mehrfach berichtet habe, handelt es sich bei der Stillen Reuss um einen in der Aargauer Reussebene gelegenen Altarm des Flusses, der heute einen von einem weitläufigen Moorgebiet umgebenen See bildet. Dieser hat ebenfalls die Form des ehemals mäandrierenden Flusses beibehalten.
Da sich im Sommer die Lichtverhältnisse rasch zu Ungunsten des Fotografen ändern, versuchte ich relativ früh vor Ort anzukommen. Kurz vor der Mündung der Reuss in den Flachsee bei Rottenschwil gibt es eine Brücke und Parkplätze für Wanderer, Vogelbeobachter und andere Besucher des Erholungsgebiets. Dieser schien mir ein guter Ausgangspunkt für die geplante Expedition. Zunächst beschäftigte ich mich fotografisch ein wenig mit dem Reussufer an dieser Stelle, bevor ich mich zu Fuss ins westlich des Flachsees gelegene Moos aufmachte. Dieses lockte mich durch eine Vielzahl an auf der Karte eingezeichneten Weihern und Teichen im Moor. Dort angekommen stellte sich aber heraus, dass nicht nur die Lichtverhältnisse das Fotografieren erschweren. Das Gebiet steht unter sehr striktem Naturschutz, und weite Bereiche davon sind für den Besucher gar nicht zugänglich. Das ist einerseits schade, aber hat natürlich seine Richtigkeit, da es sich bei Mooren um sehr empfindliche Ökosysteme handelt und viele Menschen diesen leider nicht Sorge zu tragen wissen.
Trotzdem durfte ich einem Paar Rehe kurz beim Äsen zuschauen, Reiher beobachten, und es gelang mir an einer Stelle wenigstens einen scheuen Blick hinter die dichte Wand von Schilf zu werfen. Auch auf dem weiteren Spaziergang war ich von den meisten Wasserflächen ausgesperrt, und der einzige offiziell erlaubte Blick 😉 über die Stille Reuss lag bereits in eher ungünstigem Licht. Aber es war trotzdem ein schöner Spaziergang, auf dem ich die Ruhe geniessen und dank der zahlreichen aufgestellten Infotafeln auch noch einiges über den Charakter dieses Moorgebiets lernen konnte. Und nicht zuletzt wurde mir klar, dass das Projekt Reuss wohl doch noch seine Fortsetzung findet 🙂 …