Just auf Pfingsten hin hat hierzulande der Sommer Einzug gehalten. Praktisch von einem Tag auf den anderen. Und das nicht zu knapp. Wir mussten (oder durften, je nachdem, wen man fragt 🙂 ) uns sehr schnell an teilweise drückende Temparaturen von über dreissig Grad gewöhnen. Das heisst aber nicht, dass es in den Bergen genauso schnell geht mit dem Sommereinzug. In der Regel braucht der Schnee einiges länger Zeit, bis er ganz verschwunden ist, ebenso der Boden, bis er auftaut – insbesondere in den Gegenden, die einen harten Winter hinter sich haben. Oder je nach Wetterverhältnissen im Frühling. Ich erinnere mich daran, dass ich letztes Jahr den ersten Ausflug in die Hochalpen erst am 25. Juni gemacht habe (beschrieben im Artikel „Schüchterne Annäherung…“).
Allgemein ist der Juni der Monat, in dem die Bergregionen wieder zugänglich werden, und mir kann es meistens nicht schnell genug gehen. So wollte ich am letzten Mittwoch einmal einen ersten Augenschein vor Ort nehmen. Da die Alpenpässe mittlerweile alle offen sind und ich auch schon aktuelle Fotos anderer Fotografen von alpinen Landschaften gesehen hatte, rechnete ich mir aus, dass ein erster Besuch mit einigen fotografischen Opportunitäten drinliegen sollte. Als erstes wollte ich einen meiner Lieblingsorte aufsuchen, den Passo del San Gottardo, den ich auch schon in einem Artikel der Serie „Favorite Places“ vorgestellt habe. In diesem Artikel findet sich ein Bild, das an einem 15. Juni entstanden ist und das den Gotthardpass schon fast schneefrei zeigt.
So zog ich also frohen Mutes am frühen Morgen los und traf um 08:15 Uhr am Gotthardpass ein. Zunächst war ich ein wenig enttäuscht, denn es lag tatsächlich noch sehr viel Schnee dort oben. Die einzelnen Seelein waren noch gar nicht richtig sichtbar, sondern lagen unter einer nur teilweise aufgelockerten Schnee- und Eisdecke. Ich entschied mich aber trotzdem dafür, den Fotorucksack anzuschnallen (irgendetwas gibt es schliesslich immmer zu fotografieren 🙂 …) und begann damit, mich ein wenig näher mit den einzelnen Wasserflächen zu befassen. Dabei stellte ich fest, dass die meisten Lücken im Eis spiegelglatt waren und sich somit hervorragend als Spiegel eigneten. Ausserdem boten sie zum Teil ein schönes Spiel an Farben und Formen. Etwas knifflig war beim Umrunden der Seelein, abzuschätzen, wo ich mich auf hartem Boden befand und wo auf einer Eisschicht über dem Wasser – und ob diese trägt oder nicht.
Aus dem ursprünglich geplanten Fussmarsch zu einem der ersten grossen Stauseen wurde also nichts, es lag schlicht noch zu viel Schnee. Da ich den ganzen Tag zur Verfügung hatte, kehrte ich nach dem fotografischen Augenschein am Gotthard nicht gleich sofort nach Hause zurück, sondern wählte einen Umweg über den Nufenen- und den Furkapass – mit Abstecher von Gletsch zum Grimselpass. So konnte ich mir einen noch besseren Eindruck vom Fortschritt des Frühlings in den Bergen verschaffen, zumal diese drei Pässe noch etwas höher liegen als der Gotthard.
Diese Rundfahrt bei schönstem Wetter hat sich wirklich gelohnt. Auf jedem der Pässe ergaben sich einige hervorragende Fotogelegenheiten, auch wenn die Bewegungsfreiheit besonders auf den hohen Pässen (Nufenen 2480m, Furka 2429m) schon noch nicht sehr gross ist. Es war teilweise recht anstrengend, an gute Standorte zu gelangen, zum Teil sogar ein wenig gefährlich. Man muss schon wissen, was man tut, wenn man einen von einem steilen Schneefeld überlagerten Wanderweg begehen will oder im Totesee auf dem weichen und steilen freigelegten Seegrund unterwegs ist… Im Moment ist also noch ein wenig Warten angesagt. Aber ich werde die regelmässigen LeserInnen dieses Blogs sicher auf dem Laufenden halten 😉 …
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