
Vergangenes Wochenende ist mir ein Prospekt der österreichischen Tourismusbehörde in die Finger geraten. Ich nahm zum ersten Mal bewusst wahr, mit welcher Art Bilder dort geworben wird: Berglandschaften von üppigem Grün mit idyllischen, sauber herausgeputzten Dörfern, an dessen Hausfassaden farbige Geranientöpfe prangen. Eine richtige Wohlfühl-Szenerie… In diesem Moment wurde mir wieder einmal bewusst, welche Erwartungen viele Menschen an die ideale Ferienumgebung haben. Da steht mein Hang zum Kargen in einem ziemlichen Kontrast dazu. Solche „Bilderbuchlandschaften“, wie sie im genannten Prospekt gezeigt werden, rufen in mir definitiv keine Feriensehnsucht hervor 🙂 … Im Gegenteil, sie bewirken eher ein leises Unbehagen in mir. So kommt es, wie es kommen musste: Ich stelle hier auf dem Blog wieder einmal eine Landschaft vor, die an Kargheit kaum mehr zu überbieten ist – aber die mich dennoch in ihren Bann zieht. Ganz abgesehen davon möchte ich Österreich nicht schlecht machen. Es ist ein schönes Land, das durchaus seine Vorzüge hat 🙂 …



Die meisten Island-Reisenden, die von Laugarvatn oder der Südküste herkommend in Richtung Zentrum des Landes fahren, legen sicher mindestens einen Halt am Gullfoss und/oder beim berühmten Geysir ein. Dort kehren sie in der Regel wieder um, denn erstens sind damit zwei der bekanntesten Highlights Islands abgehakt, und zweitens lässt sich die Strasse, wenn man von hier aus Richtung Norden weiterfährt, bald einmal nur noch mit dem 4×4 befahren. In einem früheren Artikel habe ich eine dieser abenteuerlichen Hochlandfahrten beschrieben, die ich im Rahmen meiner letzten Reise auf die Insel aus Feuer und Eis unternommen habe. Bei dieser Fahrt nun vom Gullfoss zum Langgletscher ging es etwas beschaulicher zu und her, so musste beispielweise nur ein einziger Fluss gefurtet werden. Ausserdem war das Wetter beinahe makellos – was der Landschaft natürlich sofort ein anderes, freundlicheres Gesicht verleiht.


Kurz nach dem Gasthof Tungufell verlässt man die F35 und biegt auf eine kleine Schotterpiste ab. Nach nicht allzu langer, aber ziemlich ruckeliger Fahrt gelangt man an den Rand eines vulkanischen Gebirges. Nach der Überquerung eines Flusses ist die Piste zu Ende. Zwar könnte man theoretisch auf einer kaum sichtbaren Spur noch weiter auf die Anhöhe direkt an die Gletscherzunge fahren. Aber dies ist definitiv nicht ratsam, da das Fahrzeug in starke Schieflage geraten und abrutschen kann. Ausserdem schadet es ja nie, auch noch ein paar Schritte zu Fuss zurückzulegen 😉 … (Meine Güte, was bekommen meine Leser nun für einen Eindruck von mir?…) Der Blick zum Gletscher, der See Hagavatn, in den dieser mündet und der Wasserfall Nýifoss bilden den krönenden Schlusspunkt dieses kleinen Abstechers. Allerdings sind auch die Ausblicke während der Fahrt teilweise atemberaubend schön. Nur muss man dazu eben das entsprechende Wetter haben… Nun, ist also auch diese Landschaft eine Bilderbuchlandschaft? Ja, sicher, einfach eine mit einem ganz anderen Charakter 😉 …

