Wer hätte das gedacht, dass ich zwei Wochen nach der letzten Wanderung in Braunwald schon wieder an diesem Ort sein würde? Ich selber ziemlich sicher nicht, denn in der Regel suche ich im Oktober eher die wirklich hochalpinen Gegenden auf, solange das geht, und wende mich erst gegen Ende Oktober, Anfang November den tieferen Lagen zu. Nur suchten unsere ältere Tochter und ich Mitte Oktober eine Idee für eine gemeinsame Wanderung, die nicht allzu weit weg von unseren beiden Wohnorten liegt – und in die Hochalpen reist man locker einmal eine Stunde oder noch mehr länger. So wurde es halt wieder Braunwald – wogegen übrigens gar nichts einzuwenden ist, denn es ist wunderschön dort (wie hoffentlich auch dieser zweite Beitrag zeigen wird 😉 …).


Diesmal schlug ich eine Route vom Grotzenbüel hinunter zur Alp Bösbächi und weiter zum Oberblegisee und wieder zurück nach Braunwald vor. Das einzige Problem, das wir hatten, war die Wetterprognose. So sollte es zwar einen schönen Tag geben, aber die Obergrenze des Hochnebels wurde mit 1’300 bis 1’500m recht hoch vorhergesagt. Meinem Zweckoptimismus folgend hoffte ich, dass wir auf dem Grotzenbüel mit seinen 1569m Höhe und auch auf dem grössten Teil des restlichen Weges freie Sicht haben würden. Diese Hoffnung sollte, bei der Bergstation Grotzenbüel angekommen, jäh zerstört werden. Dichter Nebel auch hier oben!


Darum entschlossen wir uns, zunächst einmal nicht in Richtung Oberblegisee zu wandern, sondern vom Grotzenbüel aus ein wenig in die Höhe zu gehen – eine in diesem Moment absolut richtige Entscheidung. Denn schon nach wenigen Schritten durchbrachen wir die Nebelobergrenze, was unglaublich schöne Stimmungen ergab. Auch die Landschaft oberhalb war schon viel weiter herbstlich gefärbt als zwei Wochen zuvor und der Ortstock mit einem leichten Schneehäubchen geschmückt. So absolvierten wir eine etwa einstündige Runde auf der Bruwaldalp, bevor wir wieder in den Nebel abstiegen.
Nun galt es, zu entscheiden: Wollen wir hinunter ins Dorf und die Bahn zum Gumen hoch nehmen, der mit seinen 1’900m sicher über dem Nebel lag und einfach ein wenig die Sonne geniessen, oder darauf spekulieren, dass sich der Nebel mit der Zeit senkt oder gar auflöst und den usrprünglich geplanten Weg in Angriff nehmen? Wir entschieden uns für letzteres, und dies sollte sich als die absolut richtige Wahl herausstellen.


Zwar bewegten wir uns auf den ersten eineinhalb Kilometern unter einer stockdicken Nebeldecke, und ich schwankte zwischen dem Kampf um Akzeptanz („Die Farben der Bäume sind ja trotzdem schön, und wir konnten jetzt fast eine Stunde Sonne geniessen…“) und dem Versuch, mir selber Mut zuzusprechen („Irgendwann wird sich die Nebeldecke auflösen – sehe ich da unten im Tal nicht einen Spot Sonnenlicht?“…) 🙂


Und tatsächlich: Die immer häufiger auftauchenden Sonnenlichtflecken auf den umliegenden Alpen waren Vorboten einer zunehmenden Auflösung des Nebels. Anfangs wurden wir sogar Zeugen recht dramatischer Szenen mit schroffen Gipfeln zwischen Wolkenfetzen, und bis zum Ziel am Oberblegisee hatte dann die Sonne tatsächlich Überhand gewonnen. Einmal mehr war die anfängliche Enttäuschung der Dankbarkeit darüber gewichen, dass wir eine Wanderung mit wirklich spektakulären Anblicken geniessen durften – dank des „Tanzes“ entlang der Nebelgrenze.





