Die erste Station, die unser Kreuzfahrtschiff nach dem Start in Hamburg und einem ganzen Tag auf See anlief, war Bergen. Wie oft war ich schon in dieser Stadt gewesen! Sie war es gewesen, die meine erste Begegnung mit Norwegen geprägt hatte. Freunde unserer Familie, die in Bergen lebten, hatten uns für zwei Wochen eingeladen, als ich noch im zarten Teenie-Alter war. Dieser Besuch hat meine Liebe für Norwegen entfacht. Und seitdem nutzte ich jede Gelegenheit, dieser Stadt, die für mich zu den schönsten in Europa zählt, einen Besuch abzustatten – zuletzt im Jahr 2008.


Mit dieser Geschichte im Hintergrund war ich natürlich ganz besonders gespannt, wie die Stadt meiner Frau gefallen würde. Sie war nicht annähernd so begeistert von ihr, denn – und da hat sie zweifellos recht – Bergen ist zwar super schön gelegen und für meinen Begriff auch von der traditionellen Architektur als auch von der Einbettung in die wunderschöne, sie umgebende Natur her sehr sehenswert, aber halt auch ziemlich verschlafen. Ok, das macht nichts, manchmal empfindet man die Dinge einfach etwas unterschiedlich – und ihr gefielen dafür drei andere norwegische Städte sehr viel besser, die ich auch gerne habe (doch dazu in den folgenden Beiträgen mehr). Trotzdem erlebten wir einen sehr schönen Tag in der zweitgrössten Stadt Norwegens, nicht zuletzt auch weil das Wetter viel besser war als vorhergesagt.


Wir hatten hier keinen Landausflug gebucht, sondern erkundeten die Stadt auf eigene Faust. Dabei griffen wir auf ein altbewährtes Mittel zurück, dass uns schon in vielen Städten einen guten Überblick und eine Idee davon, was wir noch sehen möchten, verschafft hat: den Hop-On-Hop-Off-Bus 🙂 … In einem ersten Durchgang machten wir etwas mehr als die halbe Runde und stiegen bei der Festung Bergenhus aus. Von dort aus sind es nur noch ein paar Schritte bis zur Bryggen, dem historischen Hanseviertel mit den ehemaligen Handelskontoren. Auch wenn dies eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Bergen und darum meist stark überlaufen ist, finde ich doch, man muss diese einmal gesehen haben. Vor allem entdeckten wir hinter den Handelshäusern und somit jenseits der Touristen-Shops einige schöne Höfe und Gärten, die mir bis anhin jedesmal entgangen waren. Da wir auch noch recht früh unterwegs waren, mussten wir den Ort noch nicht mit allzu vielen Leuten teilen…


Nach dieser Besichtigung kehrten wir zurück zur oberhalb der Bryggen gelegenen Øvregate. Diese Strasse hatte uns bei der Durchfahrt mit dem Bus sehr gefallen. Von dort aus liessen wir uns durch das oberhalb am Hang gelegene Quartier treiben. Das Flanieren durch die praktisch touristenfreien Gassen gefiel uns sehr, und nach jeder Strassenecke gerieten wir von Neuem ins Staunen. Für mich ist dies eine der grossen Stärken von Bergen: diese alten, historischen Quartiere, die vorwiegend aus bunten, beidseitig die Pflastersteinstrassen säumenden Holzhäusern bestehen und in denen vor allem die Einheimischen unterwegs sind, sich zu einem Kaffee oder in den alternativen Boutiquen treffen. Eine ganz besondere Atmosphäre herrscht in diesen Quartieren, und man vergisst schnell, dass man sich unweit beliebter und gut besuchter Touristen-Hotspots befindet…

Nach einem guten (aber extrem teuren – Norwegen lässt grüssen!) Mittagessen direkt am Hafenbecken machten wir uns noch auf den Weg in ein weiteres hübsches, altes Quartier auf der Nordnes-Halbinsel. Auch dort drängen sich rund um die Klostergate bunte Holzhäuser aneinander, und man könnte stundenlang durch die Gassen flanieren – auch wenn es nichts zu kaufen gibt, nur hin und wieder ein Strassenkaffee. Dieses Quartier war bisher mein Lieblingsviertel in der Stadt gewesen, darum wollte ich es meiner Frau auch unbedingt zeigen. Aber ich muss sagen, an diesem Tag hat es ganz klar Konkurrenz von der bisher unbekannten anderen Seite des Vågen erhalten 😉 …


Das Spazieren über gepflasterte Gassen macht schneller müde als sonst – so schlossen wir nach diesen erfolgreichen Quartier-Erkundungen die Hop-On-Hop-Off-Tour noch ab und zogen uns zur Siesta auf unser Schiff zurück, um einige Eindrücke reicher.



