Schon oft habe ich hier auf dem Blog von Enttäuschungen geschrieben, die ich auf meinen Fototouren und Wanderungen erlebt habe. Diese haben oftmals damit zu tun, dass ich eine gewisse Vorstellung von meinem Ziel oder den anzutreffenden Bedingungen habe. Man könnte jetzt sagen, das ist die neagtive Kehrseite der Vorbereitung 🙂 … Ein prominentes Beispiel dafür habe ich letzten Herbst hier auf dem Blog publiziert.
Vorletzte Woche erging es mir wieder einmal ähnlich. Auf der wie immer langwierigen und von grosser Entscheidungsschwäche 😉 geprägter Suche nach einem Wanderziel stiess ich auf eine Tour, die ich zwar nicht auf der Shortlist hatte, aber trotzdem schon eine Weile im Hinterkopf. Ich wollte vom Bergrestaurant Gumen oberhalb Braunwald via das Bergetenseeli hinunter ins Dorf wandern. Diesen Bergsee, von dem ich auch einige schöne Fotos im Internet fand, hatte ich auf meinen bisherigen Wanderungen um Braunwald immer links liegen gelassen – wahrscheinlich, weil es jedes Mal einen markanten Umweg bedeutet hätte, ihn noch einzubauen. Darum sollte er diesmal das eigentliche Ziel der Wanderung werden.
Einer der grossen Vorzüge von Braunwald ist, dass es nicht allzu hoch gelegen ist und man daher bis weit in den Herbst hinein schöne Spaziergänge und Touren unternehmen kann. Trotzdem ist die unmittelbare Umgebung mit den Glarner Dreitausendern auf der einen und dem Ortstock und dem Höch Turm auf der anderen Seite, wie ich finde, sehr spektakulär. In Verbindung mit der ganzjährigen guten Erreichbarkeit ist Braunwald also ein ideales Ziel, um ein wenig auszuspannen und hochalpine Luft zu schnuppern.
Von der Bergstation der Kombibahn Gumen aus wanderte ich zunächst in Richtung Ortstockhaus. Der Weg folgt einem zuerst kahlen, dann zunehmend bewaldeten Hang abwärts, wobei man bei den sich bietenden Anblicken kaum mehr zum Staunen herauskommt. Nach dem Ortstockhaus nahm ich nicht den direkten Bergweg hinunter zur Ober Stafel, sondern dem etwas längeren Wanderweg in Richtung Grotzenbüel. Grund dafür war ein kleiner Moorsee, den ich auf der Karte entdeckt hatte und von dem ich mir interessante Fotomotive erhoffte – was sich dann auch bestätigte.
Dafür stellte sich eine gute halbe Stunde später das eigentliche Ziel als veritable Enttäuschung heraus. Das Bergetenseeli befindet sich auf fortgeschrittenem Weg zur Verlandung, so dass die Wasseroberfläche nicht einmal mehr sichtbar ist. So bot sich mir ein komplett anderes Bild, als ich dies aufgrund meiner vorgängigen Recherchen erwartet hatte. Entsprechend gross war natürlich die Enttäuschung… Aber im Gegensatz zu früheren ähnlichen Erlebnissen währte diese nicht allzu lange. Zu sehr war mir bewusst, wie viele spektakuläre Landschaften bis hierher meinen Weg gesäumt hatten, und von daher gab es eigentlich keinen Grund, zu sehr enttäuscht zu sein.
Ich hoffe, dass ich diese für mich neue Haltung etwas mehr kultivieren kann. „Der Weg ist das Ziel“ soll nicht nur ein leerer Spruch sein. Denn wie oft habe ich auf meinen Touren schon erlebt, dass tatsächlich all das Unerwartete, das man unterwegs antrifft, genau so schön oder manchmal sogar noch schöner ist als das Erwartete. Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich älter und, wer weiss, auch etwas weiser werde 🙂 aber diese Erkenntnis soll und wird mich in der Zukunft wohl öfter begleiten…
Nach dem Wendepunkt am See, der gar kein richtiger See mehr ist, kehrte ich zurück zur Ober Stafel und nahm von dort noch den restlichen, ziemlich steilen Abstieg nach Braunwald unter die Füsse. Auch auf diesem Abschnitt begleiteten mich wunderbare Ausblicke, wovon mich besonders die zahlreichen grossen Bergahorne beeindruckten, die über die ganze Bruwaldalp verteilt anzutreffen waren. So durfte ich einmal mehr eine wunderschöne früherbstliche Bergwanderung erleben, deren Eindrücke ich noch lange mittragen werde…
