Vor einiger Zeit habe ich auf diesem Blog einen Artikel zum selben Thema publiziert, der aber eher die allgemeinen Aspekte der Planung zum Inhalt hatte. Damals habe ich auch einen Artikel in Aussicht gestellt, der sich noch etwas spezifischer mit der Fototour im Gebirge befasst. Nun, da der Start in die Bergsaison für dieses Jahr definitiv erfolgt ist, möchte ich diesen Beitrag endlich nachreichen. Er ist zum grossen Teil – zumindest gedanklich – auf einer Tour vor zehn Tagen am Klausenpass entstanden 🙂 … Eines sei gleich zu Beginn noch erwähnt: Zum Fotografieren für Alpinkletterer kann ich keine Aussagen machen, da ich diesen Sport selber nicht betreibe.
Grundsätzliches
Wie schon im Basis-Beitrag geschrieben, steht am Anfang jeder Tour die Wahl der Location. Auch wenn es in die Berge geht, kann man sich hier bestens durch die zahlreichen im Internet vorhandenen Fotos anderer inspirieren lassen. Was bei Touren in die Berge besonders beachtet werden muss, ist die Frage, ob die Örtlichkeit für mich grundsätzlich erreichbar ist. Wie ich weiter unten noch ausführe, ist bei Bergtouren die persönliche Verfassung ein ausschlaggebender Faktor. Diese realistisch einzuschätzen, ist sehr wichtig. Es kann nicht sein, dass man für einige wenige gute Bilder ein Gesundheits- oder Sicherheitsrisiko eingeht. Es gibt genügend einfach erreichbare und trotzdem gute Fotogelegenheiten in den Bergen für diejenigen, die von der körperlichen Konstitution (Kondition, Höhenangst, Schwindelfreiheit, Orientierungssinn) oder von der Erfahrung her nicht ganz grosse und anspruchsvolle Touren unternehmen können oder sollten.
Vorbereitung: Drei Checks
Wenn die Frage der Verfassung geklärt und die Örtlichkeit ausgewählt ist, kann die eigentliche Planung in Angriff genommen werden. Am Anfang der Vorbereitungen stehen drei Checks: Schnee-Check (im Frühling / Herbst), Wetter-Check und Weg-Check. Besonders im Frühling, aber auch im Spätherbst muss zunächst einmal abgeklärt werden, bis in welche Höhe noch Schnee liegt. Die mittlerweile zahlreichen aktiven Live-Webcams ermöglichend diese Abklärung problemlos. Ich wähle in der Regel eine der Meteo-Webcams auf dem SRF-Portal aus. Auf diesem kann ich mich auch gleich über das zu erwartende Wetter schlau machen. Dieser Faktor ist in den Bergen nicht zu unterschätzen, denn in ein Unwetter zu geraten, kann im Gebirge gefährlich werden. Ganz abgesehen davon, dass wir als Fotografen ja auch gerne über die Wetter-Verhältnisse im Bild sind, die uns erwarten und unsere Planung davon abhängig machen. Hier ist ein Wetterdienst, der einerseits möglichst präzise und andererseits möglichst lokal differenzierte Vorhersagen publiziert, die bevorzugte Wahl. Bei SRF Meteo ist beides gegeben. Wobei man sich natürlich immer bewusst sein muss: Eine Wetterprognose kann auch daneben gehen. Wenn die Grosswetterlage aber stabil ist, kann man sich mehr oder weniger auf die Prognosen verlassen oder muss wenigstens nicht mit grossen Überraschungen rechnen. Und sonst hilft auch die eigene Erfahrung bei der Interpretation der Prognose. Im Sommer beispielsweise spielt sich das Wetter in den Bergen oft nach einem ähnlichen Muster ab: Frühmorgens ist es strahlend schön, dann bilden sich im Lauf des Tages an den Gipfeln Quellwolken und je nach dem Wetter der letzten Tage und der Sättigung der Luft mit Feuchtigkeit entstehen Gewitter. Im Herbst hingegen kann der Himmel durchaus den ganzen Tag wolkenlos sein.
Beim dritten wichtigen Check geht es um den Weg. Dieser soll so gewählt werden, dass er den persönlichen Verhältnissen entspricht. Ich persönlich bin auch der Meinung, dass auf einer Fototour das Fotografieren im Vordergrund stehen sollte und man die Tour entsprechend entspannt sollte absolvieren können. In der Schweiz ist für mich die erste Anlaufstelle für die Routenwahl das Geoportal des Bundes. Dort lässt sich jeder beliebige Ausschnitt der sehr präzisen Schweizer Karten auf den Bildschirm holen und mit den Wanderwegen überlagern. Das vor kurzem neu hinzugekommene Werkzeug „Messen“ ermöglich sogar das Erstellen eines exakten Profils der gewählten Route. Dies ist hilfreich, um neben der Distanz auch die Höhendifferenz in Erfahrung zu bringen. Bei dieser gilt die Faustregel: 100 Meter Höhe erfordern gleich viel zusätzliche Leistung wie ein Kilometer in ebenem Gelände. Dies muss bei der Planung unbedingt berücksichtigt werden, will man nicht plötzlich in der Dunkelheit und nach Betriebsschluss sämtlicher Bergbahnen zurückkehren. Dabei müssen natürlich auch Verpflegungspausen und selbstverständlich genügend Zeit zum Fotografieren einberechnet werden.
Ob im benachbarten Ausland auch ähnlich leistungsfähige Geoportale existieren, weiss ich nicht – um Hinweise dazu in einem Kommentar bin ich dankbar. Es geht aber selbstverständlich auch ohne elektronische Hilfe. Dazu existieren für viele Gegenden gute bis präzise Wanderkarten, wo die Wanderwege ebenfalls eingezeichnet sind und die oftmals sogar noch zusätzliche Angaben z.B. zu Wegzeiten, empfehlenswerten Routen oder öffentlichem Verkehr enthalten. Und mit etwas Übung und Geduld kann anhand dieser Papier-Karten sogar ein Höhenprofil der geplanten Wanderung erstellt werden.
Ausrüstung und Verpflegung
Mit zur Planung gehört das Zusammenstellen der richtigen Ausrüstung. Dabei meine ich nicht in erster Linie die Fotoausrüstung – dazu habe ich schon im letzten Artikel ein paar Worte verloren. Ein wichtiger Punkt ist die Verpflegung. Auch wenn unterwegs Verpflegungsmöglichkeiten bestehen, ist es ratsam, eine Grundverpflegung in Form von Energieriegeln, Schokolade, Studentenfutter o.ä. mit dabei zu haben. Denn niemand ist dagegen gefeit, sich einmal zu verirren oder die Distanzen falsch einzuschätzen. Was ohnehin immer dazu gehört, ist Wasser, und zwar so viel wie möglich. Wer nicht gerne mit vielen Flaschen herumhantiert oder zu wenig Platz in seinem Fotorucksack hat (leider tragen viele Hersteller diesem Bedürfnis noch zu wenig Rechnung), für den können Wassersäcke eine Lösung sein. Diese lassen sich oftmals im Futter am Rücken des Rucksacks anbringen und verfügen über einen Trinkschlauch. Über diesen kann sogar im Gehen getrunken werden, ohne jemals eine Flasche hervorkramen zu müssen. Der Wasserbedarf sollte gerade auf Bergtouren nicht unterschätzt werden. Ich habe es nur einmal erlebt, dass ich infolge einer Dehydrierung unterwegs einen Migräneanfall mit Erbrechen erlitten habe und darauf die Tour erschöpft abbrechen musste. Seither bin ich (meistens) etwas klüger…
Zur Ausrüstung gehören neben robuster und funktionaler Bekleidung gutes, stabilisierendes Schuhwerk. Führt ein Stück des Weges über eine Geröllhalde, sind die Flüche des Wanderers und potenzielle Verletzungsgefahr vorprogrammiert. Falls die Anreise im Auto erfolgt, kann ich ein paar normale Halbschuhe zum Wechseln nach der Tour nur empfehlen. Auch eine atmungsaktive wasser- und winddichte, möglichst leichte Jacke gehört mit auf den Weg, denn wie gesagt kann im Gebirge das Wetter vor allem im Sommer sehr rasch umschlagen. Auch wenn man nach einem schweisstreibenden Aufstieg an einer windexponierten Stelle rastet, erkältet man sich schnell ohne entsprechenden Schutz. Ein Reserve-T-Shirt zum Auswechseln gegen ein verschwitztes kann in dieser Situation ebenfalls hilfreich sein. Weitere praktische Dinge wie Kompass, Feldstecher, Stirnlampe, Taschenmesser etc. können sich in vielen Situationen als nützlich erweisen – aber sie bringen natürlich auch mehr Gewicht. Eine Taschenapotheke hingegen sollte zum Standard gehören.
Weitere Informationsquellen
Im folgenden habe ich noch einige weitere Informationsquellen zusammengestellt, die bei der Planung einer Berg-Fototour nützlich sein können, um diesen Artikel zu ergänzen – denn es ist schlicht unmöglich, alles in diesem kleinen Rahmen zu sagen, was hilfreich und wichtig sein könnte 🙂 …
- Wanderführer: Diese gibt es wie Sand am Meer und sie haben den Vorteil, pfannenfertige Touren mit allen benötigten Zusatzinformationen und oftmals auch Bildmaterial anzubieten. Gute Führer gibt es zum Beispiel im Rother Bergverlag.
- Wandertouren auf der ganzen Welt werden auf dem Portal hikr.org beschrieben.
- Viele Informationen und Tipps zum Thema Sicherheit in den Bergen bietet die Website „Sicher Bergwandern“ der Schweizer Wanderwege und des bfu
- Ein Buch, das die spezifischen Aspekte der Fotografie in den Bergen abdeckt, ist der Titel „Fotografie, Berge – Landschaft – Outdoor – Action“ von Bernd Ritschel, ebenfalls aus dem Bergverlag Rother (ISBN 3-7633-6017-4)
- Kompass bietet für viele Bergregionen Europas und weltweit gutes Wanderkarten-Material an
- In meinen beiden Artikeln zum Thema „Apps für Fotografen“ habe ich neben einigen anderen praktischen Tools auch „The Photographers Ephemeris“ vorgestellt, das bei der Planung wertvolle Dienste leisten kann – insbesondere das es auch die Geländeformen berücksichtigt.
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