Unter den grösseren Schweizer Städten gab es bis vor kurzem nur eine, von der ich sagen musste, dass ich sie nicht wirklich kenne, und zwar ist das Genf. Wohl habe ich in der Vergangenheit einige wenige Berührungspunkte mit der Stadt am westlichen Ende des Lac Léman gehabt, Z.B. im Rahmen einer PHOTOSUISSE-Delegiertenversammlung oder der einen oder anderen architektonischen Fototour. Aber so richtig eingetaucht in die Seele der Stadt war ich noch nie. Die Altstadt zum Beispiel hatte ich noch nie gesehen. Ich wusste nicht einmal, ob es überhaupt eine gibt 🙂 … Und die wenigen Eindrücke, die ich in der Vergangenheit mitgenommen hatte, boten auch nicht unbedingt Anreiz, die Stadt einmal zu besuchen. Da meine Frau einen ähnlichen Eindruck von Genf hatte, beschlossen wir, ihr einmal eine Chance zu geben und über die Festtage eine Nacht dort zu verbringen.


Wir bezogen unser Quartier in einem modernen, schönen Hotel am Rande der Altstadt. Von dort aus erkundeten wir am ersten Tag das historische Zentrum mit der Cathédrale Saint-Pierre und die Einkaufsmeile an der Rue de la Croix-d’Or mit ihrem sehr attraktiven Mix an Ladengeschäften. Am zweiten Tag spazierten wir nochmals ein wenig durch die Altstadt und der Rhone entlang. Was wir auf diesen Streifzügen erlebten, löste in uns keine Gefühle der Begeisterung aus, wie wir das in anderen Städten erlebt haben. Sicher ist Genf sehr mondän, die Lage am Wasser attraktiv und die Einkaufsmöglichkeiten interessant und abwechslungsreich. Auch Architekturfotografen finden z.B. im UNO-Quartier oder an diversen anderen Orten wie der CEC André Chavanne interessante Motive. Aber wir schafften es nicht, eine innere Verbindung zu dieser Stadt herzustellen. Das liegt sicher zum Teil auch daran, dass ihre Bausubstanz stark vernachlässigt worden ist. Die Gebäude in der Altstadt oder teilweise auch auf den Rhone-Inseln sind recht heruntergekommen und nicht so gepflegt wie in Neuchâtel, Basel, Bern, Zürich und so weiter. Oder daran, dass es sogar im Zentrum extrem schwierig war, eine gemütliche Bar zu finden, in der man abends etwas trinken und ein paar Häppchen zu sich nehmen kann.


Wir bereuen den Ausflug natürlich trotzdem nicht, denn wir hatten eine gute Zeit und entdeckten sogar ein sehr gutes marokkanisches Restaurant. Zudem wissen jetzt, was Genf bietet und was nicht und müssen uns nicht mehr auf vergangene flüchtige Eindrücke verlassen…
