Es ist erstaunlich, das ich sogar nachdem ich mich seit über fünf Jahren zwecks Nachbearbeitung von Bildern intensiver mit meinem Fotoarchiv befasse, immer noch Fotos und Geschichten entdecke, denen ich noch nie einen Beitrag auf dem Blog gewidmet habe – obwohl sie eine gewisse Bedeutung für mich haben. Gerade letzthin bin ich auf eine schöne Serie von einer Wanderung auf dem Eiger-Trail im November 2009 gestossen.

Normalerweise ist es in der zweiten Novemberhälfte nicht mehr möglich, diesen Wanderweg zu begehen. Aber in diesem Jahr lag um diese Zeit relativ wenig Schnee. Wir führten damals einen Teamanlass zum Thema „Motivation“ unter der Leitung des inzwischen leider verstorbenen Bergsteigers Ueli Steck durch – und so kam es einmal mehr, dass ich dank meines Arbeitgebers etwas unternahm, was ich sonst nie unternommen hätte 🙂 (regelmässige LeserInnen des Blogs erinnern sich vielleicht an den einen oder anderen Event)…


Nach einem Workshop zum Thema im Saal eines Grindelwaldner Hotels ging es für den Rest des Tages trotz Kälte gnadenlos an die frische Luft. Zunächst fuhren wir mit der Jungfraubahn hinauf zur inoffiziellen Haltestelle Stollenloch. Aus diesem Loch wurde während der Bauzeit der Bahnstrecke auf das Jungfraujochs der Bauschutt zu Tal befördert. Heute befindet sich dort noch eine kleine Plattform, mitten in der Eiger-Nordwand. Von dort durften wir (oder mussten, je nach Mut-Pegel 😉 ) uns unter der Aufsicht einer auf solche Events spezialisierten Firma ein Stück weit die Nordwand hinunter abseilen. Das war auch für mich ein unbeschreibliches Erlebnis, obwohl ich ehrlich gesagt schon ziemlich den „Zitteri“ hatte – kein Wunder, wenn man so mehrere hundert Meter über dem Nichts hängt!
Im Anschluss an diesen Adrenalinschub und eine Verpflegung im Freien machten wir uns dann eben auf den Eiger-Trail. Dies ist ein vor einigen Jahren eröffneter neuer Wanderweg am Fuss der Nordwand von der Station Eigergletscher hinunter nach Alpiglen. Wie gesagt ist der Weg um diese Jahreszeit normalerweise geschlossenen, und wir durften ihn nur unter der Führung des erfahrenen Bergsteigers begehen. Die Wanderung war ziemlich anstrengend, denn es lag doch einiges an Schnee. Aber genau das gehörte mit zum Konzept des Tages, uns diesen Widrigkeiten zu stellen und uns als Team den Weg zum Ziel zu erarbeiten. Auch diese Wanderung war trotz der Anstrengung ein sehr schönes Erlebnis, denn ich konnte den speziellen Geist dieser Landschaft zwischen dem lebhaften Herbst und dem Moment, wo sich die Natur zur langen Winterruhe begibt, erfahren. Hinzu kam, dass das Licht wunderschön war, da es inzwischen schon relativ spät am Tag war.


Natürlich waren wir halb tot, als wir unten in Alpiglen die Bahn hinunter nach Grindelwald bestiegen. Aber die gemachten Erfahrungen waren für uns Entschädigung genug, und das abschliessende Fondue liess die Geister sehr schnell wieder erwachen 🙂 …
