In Neuseeland gibt es sehr viele schöne und faszinierende Plätze. Das habe ich auf meiner Reise diesen Januar und Februar einmal mehr erfahren dürfen. Unter all diesen schönen Plätzen aber gibt es solche, die etwas ganz Besonderes sind, die ein Hauch von Geheimnis umweht, die in mir ein „Dort-muss-ich-unbedingt-einmal-hin“-Gefühl wecken. Zu diesen Plätzen gehört zweifellos White Island, oder Whakaari in der Sprache der Maori – der einzige aktive Meeresvulkan in Neuseeland.

Delfin in der Bay of Plenty
Das extrem klare Wasser macht Delfin-Beobachtungen zu einem Erlebnis

Eigentlich fasste ich schon auf meiner Reise im Jahr 2010 (siehe dazu die Artikelserie New Zealand is calling) einen Besuch auf White Island ins Auge. Aber erstens hatte ich damals zu wenig Zeit zur Verfügung für alles, und zweitens erfordert ein Besuch auf White Island ein wenig Vorausplanung. Die Insel darf nur in geführten Gruppen betreten werden, und es gibt nur einen Operator, der diese Touren anbietet. Man muss sicher einen Tag investieren, denn schon nur die Bootsfahrt von Whakatane hinaus zur Insel dauert mindestens zwei Stunden – wenn man unterwegs noch Delfine oder Wale antrifft, noch länger. Da die Wetter- und Seebedinungen das Landen auf White Island verunmöglichen können, ist man auch gut beraten, wenn man nicht gleich am nächsten Tag wieder abreisen muss, damit man sich notfalls umbuchen lassen könnte.

White Island
Endlich kommt die Insel näher…

Ich hatte das Glück, dass erstens das Wetter hervorragend war und ich ausserdem einen Platz direkt in der Unterkunft des Anbieters der Touren, dem White Island Rendezvous Motel, finden konnte. So ware ich gerade am richtigen Ort (und erhielt abgesehen davon noch einen Rabatt auf den Tourpreis).

Dadurch, dass ich unterwegs eine schöne, grosse Gruppe Delfine beobachten konnte, wurde die lange Bootsfahrt etwas kurzweiliger. Zwei Stunden auf dem offenen Meer, und die Insel mit dem neckischen Dampfwölkchen scheint sich lange Zeit einfach nicht nähern zu wollen. Immerhin erzählen die Tourguides schon auf der Fahrt einige interessante Geschichten rund um die Insel. Und dann, gegen Ende der Überfahrt, geht es plötzlich schnell. Whakaari wird grösser, nach und nach lässt sich die Form eines Kraters erkennen, und dann liegt sie in ihrer ganzen atemberaubenden Schönheit vor einem.

White Island
Erste Schritte auf White Island…
Überall faszinierende Details
Überall faszinierende Details in schillernden Farben…

Ich weiss übrigens bis heute nicht, was genau die Faszination dieses Fleckens Erde ausmacht. Ist es die Pracht der vielen ungewöhnlichen Farben, ist es der abweisende Charakter der Landschaft, ist es die latente Gefahr, die in der Bewegung auf einem halb schlummernden Vulkan liegt, die Gegenwart und unmittelbare Erfahrbarkeit der Naturgewalt – oder einfach die Anziehungskraft des für uns Mitteleuropäer Ungewohnten? Vielleicht ist es von allem ein bisschen. Auf jeden Fall hat mich White Island auf dieser eineinhalbstündigen Fusstour ganz in ihren Bann gezogen.

Main Crater
Der Höhepunkt der Tour – der Main Crater mit dem Kratersee
Detail auf White Island
Der Schwefel ist in verschiedenen Formen allgegenwärtig…

Man bewegt sich auf der Insel in Gruppen, was das Fotografieren übrigens etwas erschwert, aber nicht verunmöglicht. Ausserdem muss man einen Helm tragen und erhält auch eine Gasmaske ausgehändigt, deren Benutzung aber freiwillig ist. Viel mehr als die Gasmaske schätzte ich aber die auf halbem Weg verteilten Lutschbonbons, die sehr gut gegen das unangenehme, durch die Schwefeldämpfe verursachte Kratzen im Hals helfen. Die Sicherheitsinstruktionen am Anfang der Tour waren im Übrigen nicht gerade vertrauenserweckend 🙂 Ausserdem war nicht zuletzt ein Ausbruch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der unzählige Minenarbeiter das Leben kostete, dafür verantwortlich, dass der Schwefelabbau auf White Island aufgegeben und die Insel verkauft wurde. Aber wenn ich alles richtig verstanden habe, gab es, seit die Touren angeboten werden, noch nie eine Eruption mit schwerwiegenden Folgen für die Besucher.

Die Wanderung führt bis ins Zentrum der Insel, zum Main Crater, und wieder zurück zur Te Awapuia Bay, wo die Landung mit Zodiacs erfolgt ist, begleitet von den aufschlussreichen Erzählungen der Guides. Nach Abschluss der spannenden Rundtour kann man sich in der Bucht sogar noch ein Bad gönnen, bevor die lange Rückfahrt angetreten wird. Nun ist die gespannte Erwartung gewichen, und man kann sich auf dem Boot sogar ein kleines Schläfchen gönnen 🙂

Bach auf White Island
Ein Bach schlängelt sich durch geschwefelten Fels. Im Hintergrund der Main Crater und der Mount Gisborne

Edit 31.07.2023: Aufgrund eines Ausbruchs des Vulkans im Jahr 2019 mit fatalen Folgen ist es heute leider nicht mehr möglich, diesen faszinierenden Flecken Erde zu besuchen. So hat sich dieser Ausflug im Nachhinein auf traurige Weise in eine „Once in a lifetime“-Erfahrung gewandelt…

5 Kommentare

  1. Hallo Andreas
    Die Kommentarmöglichkeit auf deiner Seite wird nicht sehr üppig verwendet. Ich wollte nur mal mitteilen: Mir gefallen deine Reise- und Ausflugsberichte sehr, deine Seite ist täglich auf meiner ‚Abklapperliste‘. Besonders gefällt mir auch, dass du ein Auge für die Schönheiten unserer Umgebung hast.
    Gruss aus Oftringen
    Stephan

    1. Hallo Stephan

      Vielen Dank für deine positive Rückmeldung zu meiner Website und den Fotos. Es freut mich immer zu hören, wenn meine Arbeiten auch andere ansprechen – und dass du sogar regelmässig hineinschaust, freut mich besonders. Ja, vielfach gehen wir an den Schönheiten, die unsere nächste Umgebung bietet, achtlos vorüber. Ich habe erst in den letzten zwei, drei Jahren angefangen, bewusst auch auf das Nahe zu achten. Und es gibt auch dabei immer wieder viele schöne Fotos…

      Beste Grüsse aus Zofingen
      Andreas

  2. Hallo Andreas
    Immer eine Augenweide, wenn man auf deiner Seite hineinschaut. Du bringst es fertig, Objekte, Gegenstände, Landschaften so festzuhalten, dass man sie einfach anschauen muss. Ich gehe sogar hinaus und versuche Orte zu finden, von wo aus du Aufnahmen gemacht hast.
    Gruss aus Aarau Rohr
    Willi

    1. Hoi Willi

      Vielen herzlichen Dank für deinen positiven Kommentar zu meinen Fotos. Das von dir zu hören, freut mich ganz besonders! Spannend, dass du sogar manchmal die Orte aufsuchst, an denen ich fotografiert habe… Wenn du einmal etwas gar nicht findest, lass es mich wissen, dann kann ich dir einen Tipp geben 😉

      Beste Grüsse aus Zofingen
      Andreas

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert