
Im kürzlich hier publizierten Beitrag über Rondinara habe ich bereits einiges über unsere Reise nach Korsika in diesem Spätsommer erzählt. Wie dort erwähnt, spielten sich unsere Aktivitäten mehrheitlich zwischen zwei Orten ab: Bonifacio und Porto-Vecchio. Porto-Vecchio war unser temporäres Zuhause für die Woche auf der Insel, dadurch hatten wir Gelegenheit, den Ort ein wenig besser kennenzulernen. Und nach dieser Woche muss ich sagen: Einen besseren und sympathischeren Ort, um den Südosten Korsikas zu erforschen, kann ich mir nicht vorstellen.



Die am gleichnamigen Golf gelegene, rund 11’000 Einwohner zählende Hafenstadt ist für korsische Verhältnisse recht gross. Das eigentliche Stadtzentrum mit dem historischen Kern thront auf einem Hügel über dem Golf. Am Fuss des Hügels liegt der Hafen, der einen eigenen Stadtteil bildet. Entlang der Promenade am Hafen finden sich zahlreiche Restaurants aller Couleur mit schönen Terrassen, in deren Lounges sich auch gerne einmal ein Nachmittag mit kühlenden Drinks verbringen lässt. An der Ausfallstrasse Richtung Norden schliesslich überrascht das beschauliche Städtchen mit einem riesigen, modernen Gewerbegebiet mit Banken, Post und grossen Fach- und Supermärkten. Vermutlich findet man also in Porto-Vecchio alles, was man zum Leben braucht (soweit sich das nach einer Woche überhaupt beurteilen lässt 🙂 …)


Wir verbrachten natürlich relativ viel Zeit in der Altstadt von Porto-Vecchio, vor allem an den Abenden. In deren Gassen mit den zahlreichen Restaurants und Boutiquen lässt es sich vorzüglich flanieren. An der Rue U Borgu am Rand der Altstadt findet sich eine Zeile von Restaurants, die alle über eine Terrasse mit Meerblick verfügen – und in denen man überdies noch gut isst. Vor allem am Abend, wenn man während des Essens beobachten kann, wie das Tageslicht immer wärmer wird und den Hafen und den Golf mehr und mehr in ein zauberhaftes Licht taucht, ist das ein besonderer Genuss… Im Herzen der Altstadt liegt die Place de la République, wo sich gerade gegenüber der Kirche Bar an Bar reiht. Hier scheint sich das ganze Leben des Städtchens ein Stelldichein zu geben, und bei einem Drink, bei Tapas oder Crêpes kann man die Menschen beobachten, während sich langsam die Dunkelheit über den Platz senkt – zum Beispiel die vielen Familien, die ihre kleinen Kinder am Karussell in der Mitte des Platzes abliefern 🙂 …


Ein knappe halbe Autostunde von Porto-Vecchio entfernt liegt Bonifacio, das erhaben über den Klippen der südlichen Inselspitze thront. Über Bonifacio muss man wohl nicht viel erzählen. Dieser Ort gehört wahrscheinlich ins Pflichtprogramm eines jeden Korsika-Reisenden. Entsprechend viel ist in den engen Gassen der Zitadelle, im Hafen am Ende der fjordartigen Bucht oder an den zahlreichen Aussichtspunkten an der Steilküste los. Aber es ist eine andere Art des Lebens hier, so hatte ich den Eindruck. Es sind nicht die Leute, die sich für eine Weile niederlassen und mit der Zeit Teil des Ganzen werden, die den Ort prägen, sondern der weit hektischere Tagestourismus. Kommt man nach neun Uhr morgens auf der einzigen Zufahrtsstrasse von Norden her, staut sich die Autokolonne schon kilometerweit. Spätestens ab Mittag wartet man sogar in der Nebensaison auch vor den grosszügigen Parkplätzen am Stadtrand teilweise ewig lang. Mindestens Letzteres blieb uns erspart, da wir früh genug unterwegs waren (und ja, ich weiss, wir sind auch Touristen und somit ein Teil des Problems 😉 …).


Trotzdem finde ich, sollte man Bonifacio gesehen haben. Die Altstadt mit der Zitadelle ist wirklich hübsch und liegt sehr spektakulär am äussersten Rand der Klippen – so sehr, dass man fast befürchtet, die Häuser könnten irgendwann ins Meer stürzen. Die Küste in der unmittelbaren Umgebung ist sehr sehenswert und steht unter Naturschutz. Besonders interessant ist, dass sich das Gestein dieser Klippen völlig vom Rest der Insel (und von der Küste des nahegelegenen Sardinien) unterscheidet. Es handelt sich um eine Kalk-Scholle inmitten des roten Granits… Man kann verschiedene schöne Wanderungen in der Gegend unternehmen, denn abgesehen vom Städtchen und dem nahe gelegenen Flughafen gibt es rund um Bonifacio nicht viel mehr als Wald, Fels und Meer. Für uns zwei, die wir uns nicht gerne in der Hitze anstrengen 😉 bot sich eine Bootsfahrt als valable Alternative zu einer Küstenwanderung an – und diese kann ich wärmstens empfehlen. Denn auf diesem Weg kann man auch Buchten und Höhlen besichtigen, die sonst nur schwer erreichbar sind…

