Grosse Teile meines bisherigen Lebens habe ich im Kanton Zürich verbracht, und dabei auch die Kantons-Hauptstadt – die für mich zu den schönsten Städten Europas gehört – in- und auswendig kennengelernt. Aber stimmt diese Aussage überhaupt? Ich glaube nicht. Es gibt an einem Ort, der so vielfältig ist wie die Stadt Zürich, auch nach vielen Jahren immer noch Neues zu entdecken. Eine solche „Neuentdeckung“, die ich kürzlich gemacht habe, ist das Fraumünster.
Gut, wahrscheinlich ist der Begriff Neuentdeckung ein wenig falsch gewählt. Schliesslich ist das Fraumünster jedem, der in oder um Zürich lebt und wahrscheinlich sogar manchem Touristen ein Begriff. Ich muss sogar zugeben, dass ich während meiner Primarschulzeit bereits in dieser Kirche zu Besuch war und die von Chagall gestalteten farbigen Fenster bewundert habe. Aber das ist so lange her. Und welchen Anlass hat man als Person, die in der Agglomeration Zürich aufgewachsen ist, einen solchen Touristen-Hotspot überhaupt aufzusuchen? Nun, dass diese Frage falsch gestellt ist, wissen wir alle. Auch die Schönheiten der engsten Heimat dürfen nicht vernachlässigt werden. Das haben uns spätestens die zwei Jahre Pandemie gelehrt.
In der Tat ist das Fraumünster auch von Innen eine schlichte Schönheit. Wie ich bereits im Beitrag über die Kathedrale von Lausanne festgestellt habe, sind reformierte Kirchen im Vergleich zu katholischen in der Regel viel schlichter bis sogar archaisch ausgestattet, was die gestaltende Kunst betrifft. Das ist auch im Fraumünster nicht anders. Trotzdem gefällt mir die sakrale Atmosphäre und die schlichte Würde des Baus, und die von Marc Chagall um 1970 gestalteten Fenster im Chor des Münsters sind wirklich schön. Ich empfehle also allen, die bisher aus den gleichen Gründen wie ich achtlos an dieser Kirche vorbeigegangen sind, sie sich einmal von innen anzusehen…
Ach ja, und noch etwas: Das Grossmünster wäre dann auch noch auf meiner Liste für irgendwann einmal 😉 …