Seit bald zwei Wochen sind wir von unserer Frühlingsreise zurück. Wir drei, d.h. meine Frau, unsere ältere Tochter und ich, hatten uns für die Reise eine Region ausgesucht, in der es um diese Jahreszeit normalerweise schon angenehm warm ist und die wir – genau aus demselben Grund 🙂 – im Hochsommer weniger besuchen würden. Die Wahl fiel auf Andalusien, konkret auf Sevilla als Homebase. Aber wie sagt man so schön: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Wir wurden ungewollt Zeugen eines Jahrhundertereignisses, sofern wir den Aussagen von Einheimischen glauben konnten: Seit mindestens zehn Jahren hatte Andalusien keine so nasse und kalte Woche Ende März mehr erlebt – und wir durften dabei sein! 😉
Somit wurde nichts aus einem etwas vorgezogenen Frühlingsstart (in der Schweiz war es ja die Wochen zuvor auch sehr kalt und nass gewesen). Aber trotz des Wetters und anderer unangenehmer Umstände, auf die ich im Rahmen der verschiedenen Beiträge noch zu sprechen komme, war die Entdeckung Andalusiens insgesamt ein positives Erlebnis. Aber beginnen wir einmal mit Sevilla.
Sevilla hat für mich persönlich verschiedene Wow-Momente bereit gehalten. Wir hatten uns im Vorfeld einige Gedanken darüber gemacht, was wir unbedingt sehen wollten, denn Sevilla ist eine Grossstadt. Und eine Stadt erobert mein Herz immer zuerst mit seiner historischen Substanz – im Fall der andalusischen Hauptstadt eine grosse, weit verzweigte Altstadt mit vielen engen Gassen und pittoresken Plätzen sowie beeindruckenden historischen Bauten. Wie in ganz Andalusien sind auch in Sevilla viele Spuren der Maurischen Herrschaft sichtbar, was der Stadt und ihrer Architektur einen ganz besonderen Charme verleiht. Unsere Wohnlage mitten im Quartier Macarenas war eine gute Basis für die Erkundung des Zentrums.
Zu den Highlights während unseres Aufenthalts gehörten zweifellos der Besuch der Setas, einer mächtigen Holzkonstruktion auf der Plaza de Encarnación, von der aus man einen schönen Blick über die Stadt hat, der Genuss von Drinks in super Rooftop-Bars, eine Flamenco-Show, die Entdeckung der überwältigenden Plaza de España sowie der Besuch des Real Alcazar, dem ich einen eigenen Beitrag widmen werde. Vieles liess sich auch nicht realisieren, da einerseits z.B. viele Gärten noch geschlossen waren und andererseits eine Woche für eine Stadt wie Sevilla halt einfach zu wenig ist – v.a. wenn man noch zahlreiche Ausflüge in die Umgebung einplant.
Hinzu kommt, das unsere Bewegungsfreiheit in der Stadt spätestens ab Dienstag stark eingeschränkt war. Was uns bei der Planung nicht bewusst gewesen war: Wir gerieten mitten in die „Semana Santa“, die Woche vor Ostern, die traditionell von den unzähligen Prozessionen der Bussgemeinschaften beherrscht ist. Für diese kilometerlangen Umzüge werden jeden Tag ganze Strassenzüge über mehrere Stunden gesperrt, so dass weder zu Fuss noch mit einem Fahrzeug an ein vernünftiges Vorwärtskommen zu denken ist – für nicht ortskundige Touristen schon gar nicht. Darum kann ich von einem Besuch Sevillas zu dieser Zeit nur abraten, es sei denn, man sei spezifisch an diesem religiösen Ereignis interessiert.
Es wird aber bestimmt eine bessere Gelegenheit geben, Sevilla und den Rest von Andalusien unter besseren Bedingungen noch tiefer kennenzulernen. Denn was ich in dieser kurzen und nicht ganz stressfreien Zeit gesehen habe, machte Lust auf mehr. Ich hoffe, dieser Auftakt- und die weiteren Beiträge zeigen trotz dem vielen Nass und Grau, welche diese Reise letztlich zu einer ambivalenten Begegnung machten, dass Andalusien unheimlich viel Schönheit zu bieten hat. Und es mag vielleicht ein wenig als Trost dienen, dass die Region nach einer lang anhaltenden Trockenheit diesen Regen dringend gebraucht hat…