Ich nehme für mich in Anspruch, dass ich inzwischen viele Plätze in den Schweizer Alpen kenne. Und jeder der Orte, die ich in den letzten Jahren – meist mehrmals – besucht habe, hat seinen eigenen Charakter, sein eigenes unverwechselbares Gesicht. Unter all diesen Plätzen gibt es meiner Ansicht nach wenige, wo man sich so sehr der Erhabenheit der hochalpinen Berge gegenüber sieht, dass man für einige Momente ehrfürchtig innehält. Zu diesen Plätzen gehört für mich das Gebiet um den Grimselpass, und dort insbesondere die Bäregg und die Panoramastrasse Oberaar.
Diesem magischen Ort habe ich schon mehrere Artikel hier auf dem Blog gewidmet, so z.B. den über die Sidelhornwanderung oder über einen spätherbstlichen Besuch auf der Bäregg. Wer meine fotografische Philosophie kennt, weiss aber, dass ich an bestimmten Orten wieder und wieder hingehen und immer Neues entdecken kann. Jede Landschaft ändert sich im Verlauf der Jahreszeiten, mit dem Wetter, mit dem Licht. Und so kam es, dass ich diesen Sommer wieder einmal im Oberaargebiet unterwegs war und tatsächlich ein ganz neues Gesicht dieser Landschaft entdecken durfte.
Normalerweise ist es im Sommer immer ein bisschen heikel, tagsüber in den Bergen unterwegs zu sein. Im Gegensatz zum Herbst ist die Sicht nicht immer klar, und häufig bilden sich gegen Mittag Quellwolken, die die Sicht auf die Gipfel verdecken. Über dieses Phänomen habe ich auch schon berichtet. Diesmal aber hatte ich Glück. Teilweise waren für meinen (fotografischen) Geschmack sogar schon ein bisschen zu wenig Wolken am Himmel 🙂 …
Was mir am Oberaargebiet so sehr gefällt, habe ich eingangs bereits erwähnt. Man ist dort fast rundherum von beeindruckenden, schroffen, felsigen Gipfeln umgeben. Auch wenn es sich dabei nicht um Viertausender handelt wie z.B. rund um Zermatt, so wirken sie doch majestätisch. Und auch wenn es wenig andere Alpenpässe und -täler gibt, die so sehr für die Energiegewinnung genutzt werden und entsprechend verbaut sind wie die Grimselwelt: Das Geräusch der überall zu Tale stürzenden Bergbäche, die Weite der Täler, der Blick auf die Gletscher und die schier unendlich wirkende Einsamkeit der dem Wanderer zu Füssen liegenden Bergwelt geben einem das Gefühl, sich in einer wirklichen Wildnis zu bewegen…
Ich hoffe, die Fotos können ein wenig von diesem Gefühl vermitteln. Und sonst gibt es nur eines: selber hinzugehen und diesen Eindruck zu erleben 🙂 …