In jüngeren Jahren, als ich noch häufig im Berner Oberland verkehrte, entdeckte ich unter kundiger Führung von Einheimischen ein kleines, unter uns Unterländern weniger bekanntes landschaftliches Bijou im Engstligental – dem Tal, an dessen Ende die beliebte Ski- und Wander-Destination Adelboden liegt. An dieser Strasse, auf der Höhe von Achseten, findet sich eine Bergbahn, die den Wanderer auf die Höhe von 1797 Metern über Meer bringt, an den Rand der Elsigenalp.
Auf den ersten Blick wirkt diese Alp relativ unspektakulär. Die ersten Meter von der Bergstation hinunter zur Alp geht man auf gut ausgebauten Wegen, vorbei an friedlich weidenden Kuhherden. Nach wenigen Schritten erwartet den Besucher ein grosses Bergrestaurant, wo sich viel Wandervolk sammelt. Nicht weit vom Restaurant entfernt gelangt man nach einem Spaziergang durch einen lockeren Arvenwald an einen Bergsee. Der Elsigsee gehört zu denjenigen Seen, die auf den Karten der Landestopografie mit einer gepunkteten Randlinie eingezeichnet sind. Das bedeutet, dass sie eine variable Ufergrenze haben – so wie zum Beispiel auch die Arvenseeli auf der Spittelmatte . Es kann also gut sein, dass der See wenig oder sogar gar kein Wasser führt. Ich hatte damals Glück, und es gab tatsächlich etwas Wasser im See. Ausserdem lag der See gerade im Grenzbereich der Hochnebeldecke, die an diesem Tag schwer über dem Tal lag. So entstand eine sehr reizvolle Szene…
Nach dem Passieren des Sees folgt man dem Weg Richtung Stand, der sehr bald steil ansteigt. Die umliegenden, eher mittelalpinen Gipfel lassen noch nicht erahnen, was für eine Aussicht den Wanderer auf dem höchsten Punkt erwarten wird. Hier oben, auf 2331 Meter gibt der Berg unvermittelt den Ausblick auf die gegenüberliegende Blüemlisalpgruppe frei. Auch über dem Kandertal lag an diesem Tag zäher Nebel, der langsam den Felswänden des Stand entlang hochzog und für ein zusätzliches spannendes Element in der Aussicht sorgte. Es war wirklich ein erhabener Anblick, der die Mühen des Aufstiegs rasch vergessen gehen liess.
Der Abstieg über den Golitschenpass zurück zur Undere Elsige ist zwar wieder steil, aber in kurzer Zeit bewerkstelligt, und bei Speis und Trank im Bergrestaurant klingen die eindrücklichen Bilder von der Höhe über dem Kandertal in der Erinnerung nach…
– reine Wanderzeit: ca. 2h40
– Höhendifferenz: je 560 Meter
– Verpflegungsmöglichkeit: Bergrestaurant Elsigenalp (nahe Bergstation)