In diesem Teil der Artikelserie „Favorite Places“ geht es nach Ausflügen ins Ausland (im Artikel „Marken“), in den Jura („Creux du Van“) und in die Architekturfotografie („Zürich Nord“) wieder einmal in die Berge.
Dass es mir die Alpenpässe besonders angetan haben, haben regelmässige Leser dieses Blogs ja schon realisiert 🙂 … Viele davon bieten unweit der belebten Passstrassen Landschaften, die von den meisten Durchreisenden nie entdeckt werden, die aber aufgrund ihrer Attraktivität durchaus zu meinen Lieblingsplätzen zählen. Einer davon ist der König der Alpenpässe, der Gotthardpass – oder, da er bereits im Tessin liegt, wohl treffender mit seinem italienischen Namen Passo del San Gottardo genannt. Die Passlandschaft ist geprägt von unzähligen Seen, von denen einige nicht einmal einen offiziellen Namen tragen.
Schon bei der Ankunft auf der Passhöhe begrüssen einen beidseits der Strasse zahlreiche Wasserflächen. Besonderes Glück hatte ich letzten Herbst an einem frühen Morgen. Der Morgennebel war an diesem Tag so zäh, dass er mich bis auf die Passhöhe begleitete. Ich stellte mich schon darauf ein, umzukehren, als die Nebelschwaden langsam, zögernd, immer nur für ein paar Momente den Blick auf die Moorlandschaft und die umliegenden Berge freigaben. Was für ein faszinierendes Spiel des wechselnden Lichts über dem herbstlich gefärbten Moor sich mir da bot! Der Nebel sorgte sogar dafür, dass die an dieser Stelle sonst sehr zahlreich vorhandenen Zeichen der menschlichen Zivilisation unsichtbar blieben, und so konnte ich mich ausführlicher als je zuvor fotografisch dieser Moorlandschaft widmen…
Es war für mich sofort klar, dass ich unter diesen Bedingungen den geplanten Weg zu den Laghetti degli Ovi dennoch unter die Füsse nehmen würde, da ich doch ernsthaft mit der vollständigen Auflösung des Nebels rechnen konnte. So fuhr ich zunächst dem kleinen Strässchen zum Lago della Sella entlang, einem Stausee der Kraftwerkzentrale Airolo, und startete von unterhalb der Staumauer meine kurze Wanderung durch die steile Flanke am Ostufer des Sees. Wie erwartet hatte sich der Nebel längst aufgelöst, und ich konnte die sonnendurchflutete, sich in den prächtigsten Herbstfarben präsentierende Berglandschaft geniessen…
Neben den zahlreichen Seen und Wasserläufen, der charakteristischen Moorlandschaft und den felsigen Gipfeln des Gotthardmassivs hat der Pass demjenigen, der sich von der Strasse wegbewegt, auch einige wunderbare Ausblicke in die Leventina und ins Bedretto-Tal zu bieten.
Wie gesagt, den Reiz dieses Alpenpasses, der auf den ersten Blick landschaftlich sicher nicht ganz so spektakulär ist wie z.B. ein Grimsel– oder Sustenpass, machen für mich die unzähligen Bergseen aus. Alleine auf dem engen Kartenausschnitt rund um die Passhöhe zähle ich 46 kartografisch erfasste Wasserflächen! Davon dürften über drei Viertel natürlichen Ursprungs sein. Und dann kommen noch zahlreiche kleine Moortümpel dazu, die auf den Karten nicht verzeichnet sind. Für einen Landschaftsfotografen, der sich gerne dem Thema Wasser widmet, ist das ein Paradies.
Gerade letzthin habe ich von einem Kollegen aus dem AARSO Fotoklub Bilder gesehen, die er während eines Biwaks an den Laghi della Valletta gemacht hat. Diese haben mir die riesige Vielfalt der Möglichkeiten am Passo del San Gottardo wieder in Erinnerung gerufen. Es gibt also noch viel zu tun für mich dort oben 🙂 … Und wer weiss, vielleicht gibt es irgendwann nächstes Jahr hier wieder neue Bilder aus dem Gotthardgebiet zu sehen.
Superschöne Fotos! Wundervolle Natur. A must see. Danke fürs Teilen!
„… landschaftlich sicherlich nicht ganz so spektakulär…“ Hier muss ich widersprechen. Ich finde es wunderschön.