Da ich in letzter Zeit sehr oft in meinem Fotoarchiv stöbere, stosse ich hin und wieder auf Bilder von älteren Fototouren. Damit meine ich solche die elf, zwölf Jahre (oder mehr) zurückliegen. In dieser Frühzeit meines digitalen Fotografierens waren natürlich die verwendeten Kameras noch wesentlich schlechter in Bezug auf die Bildqualität. Darum habe ich mir vorgenommen, einige der damals besuchten Fotospots wieder einmal aufzusuchen und mit neuerem Equipment zu fotografieren. Mitte Oktober hatte ich einen freien Tag, an dem ich an eine dieser Locations zurückkehren wollte. Dazu hatte ich mir zwei Varianten zurechtgelegt: das Pizolgebiet mit dem Wildsee und dem Schottensee oder den Oberalppass mit dem Laj Urlaun. Die Entscheidung für eines dieser Tourenziele sollte sich als recht schwierig herausstellen.

Ein namenloser, vereister Bergsee bei der Bergstation Pizolhütte, im Hintergrund die Schwarzen Hörner
Ein namenloser, vereister Bergsee bei der Bergstation Pizolhütte, im Hintergrund die Schwarzen Hörner
Unberührter Neuschnee beim Aufstieg zur Wildseelugge
Unberührter Neuschnee beim Aufstieg zur Wildseelugge

An anderer Stelle hier auf dem Blog habe ich schon über die Planung von Fototouren in den Bergen geschrieben, und normalerweise halte ich mich auch an diese eigenen Richtlinien – abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, doch dazu etwas mehr in einem späteren Artikel. Manchmal lassen sich aber nicht alle Faktoren im voraus ganz einwandfrei überprüfen. Damit meine ich jetzt nicht einmal das Wetter, das in den Bergen ganz schön launisch sein kann. Nein, ich spreche in diesem speziellen Fall von der Schneegrenze, die gerade Mitte bis Ende Herbst stark schwanken kann.

Die Felsformationen an den Schwarzen Hörnern
Die Felsformationen an den Schwarzen Hörnern

Das Mittel der Wahl, um sich hier eine Idee zu verschaffen, ist – neben den Wetterberichten natürlich – eine Webcam in unmittelbarer Nähe des Tourenziels. Da in den Tagen vor der erwähnten Bergtour Mitte Oktober das Wetter sehr unstabil und oft kalt und nass war, musste ich mit Schnee in mittleren Lagen rechnen. Bei den beiden ausgewählten Varianten lag die eine auf einer Höhe von zwischen 2’200 und 2’500 Metern (Pizol), die andere zwischen 2’050 und 2’250 Metern über Meer – also beide in dem Bereich, in dem gemäss Wetterberichten die Schneegrenze lag. Die Webcam für den Oberalppass zeigte grundsätzlich schneefrei bis fast auf 2’300 Meter an. Diejenige der Pizolhütte liess keine so eindeutige Beurteilung zu, da sie nur in eine Richtung zeigte und direkt im Bereich der Cam nur vereinzelte kleinere Schneeflecken zu erkennen waren.

Der Höhepunkt: Der Ausblick von der Wildseelugge zum Wildsee, Latvinahörnern und Pizol
Der Höhepunkt: Der Ausblick von der Wildseelugge zum Wildsee, Latvinahörnern und Pizol

Schlussendlich entschied ich mich dazu, es zu riskieren und ins Pizolgebiet zu fahren, einfach weil es mit dem öV einiges einfacher zu erreichen ist. Ich will nicht sagen, dass ich die Entscheidung bereue. Aber diese Wanderung forderte mir einiges ab. Da ich auf der ersten Gondel war, die zur Pizolhütte hochfuhr, war ich auch über weite Strecken der erste, der den Weg zum Wildsee unter die Füsse nahm. Und unter diesen Füssen lag? Genau, purer Neuschnee! Der teilweise recht enge Weg wurde dadurch vor allem im oberen Bereich kurz vor der Wildseelugge sehr anspruchsvoll und anstrengend, und ich überlegte mir schon vor dem Übergang, wieder umzukehren. Bis zum Wildsee zog ich es dann aber durch. Die Passage hinunter zum Schottensee war mir aber schlussendlich zu gefährlich, da der Schnee dort noch sehr hart und eisig war.

Der Blick zurück zur Wildseelugge
Der Blick zurück zur Wildseelugge

So entschloss ich mich, etwas früher wieder zurückzukehren als geplant. Einige schöne und sicher ungewöhnliche Fotos konnte ich dennoch schiessen auf dieser Expedition. Und während ich auf dem Abstieg war, kamen mir bereits dermassen viele Wanderer entgegen, dass der Weg durch den mittlerweile niedergetrampelten Schnee richtig angenehm und zügig zu begehen war. Als Höhepunkt durfte ich sogar noch Steinböcke auf den Felswänden der Schwarzen Hörner beobachten, die von den meisten der anderen Wanderer unbemerkt bleiben… Ah, und noch etwas: Nächstes Mal würde ich mich in dieser Situation wohl doch eher für die tiefere Lage und somit den Laj Urlaun entscheiden 😉 Der steht nun definitiv noch auf meiner Liste…

Steingeissen an den Schwarzen Hörnern
Steingeissen an den Schwarzen Hörnern

2 Kommentare

  1. Hallo und wieder einmal ein sehr schöner Bericht.
    Ich muss auch mal ein dickes Lob für die Blogs dalassen. Durch Zufall bin ich auf diese Seite gestoßen nachdem ich für ein paar Fototouren in die Schweiz gegoogelt habe.
    Es sind jetzt soooo viele Rote Fähnchen auf der Landkarte die ich versuche Stück für Stück abzuarbeiten.
    Also nochmal vielen Dank für die sehr ausführlichen Tipps und Wahnsinns Bilder!
    LG Guido Sinram

    1. Hallo Guido

      Vielen herzlichen Dank für deine Rückmeldung. Es freut mich sehr, dass dir Bilder und Berichte gefallen – und solche Feedbacks zeigen mir, dass es sich lohnt, Arbeit in den Blog zu stecken ;-)…

      Du pflegst übrigens auch eine sehr schöne Website mit wunderbaren Bildern, habe ich gesehen! Ich werde sie mir gerne nächstens einmal genauer ansehen…

      Liebe Grüsse
      Andreas

Schreibe einen Kommentar zu blogadmin Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert