Blick vom Castelgrande über die Stadt
Blick vom Castelgrande über die Stadt

Die dritte Etappe unserer diesjährigen Sommerreise führte uns ins Tessin. Auch diesmal wurde der Entscheid, wo wir übernachten würden, relativ spontan getroffen. Einziger im Vornherein bekannter Fixpunkt war, dass wir die letzte Nacht zusammen mit Freunden in deren Haus in Cassina d’Agno verbringen wollten. Vorher galt es aber noch etwas für zwei Nächte zu finden. Da wir vor einiger Zeit im Rahmen eines Fotowochenendes Bellinzona einen kurzen Besuch abgestattet hatten und uns diese Stadt sehr gefallen hatte, entschieden wir uns dafür, in der Kantonshauptstadt zu logieren. Wir konnten sogar ein Zimmer im selben Hotel buchen wie damals 🙂 …

Skulptur im Innenhof des Palazzo Civico in Bellinzona
Skulptur im Innenhof des Palazzo Civico in Bellinzona
In den Galerien des Palazzo Civico
In den Galerien des Palazzo Civico

Das Tessin ist wahrscheinlich für die meisten Schweizer der Inbegriff für den Süden der Schweiz. Und tatsächlich ist diese Gegend eine Welt für sich. Immer noch irgendwie schweizerisch, aber doch auch in vielen Aspekten schon richtig italienisch. Und eigentlich muss man sagen: Es ist nicht eine Welt für sich, sondern Welten für sich. Denn allein innerhalb dieses Kantons ist die Vielfalt an Landschaften und Orten schon riesengross. Von den Hochalpen bis hinunter an die norditalienisch anmutenden, ans Seeufer geschmiegten Städte und Dörfer ist so vieles vorhanden.

Architektur im Palazzo Civico
Architektur im Palazzo Civico
Felsformationen an der Verzasca
Felsformationen an der Verzasca

Als erstes befassten wir uns ein wenig ausführlicher als das letzte Mal mit Bellinzona selber. Bellinzona hat eine kleine, aber hübsche Altstadt, in der sich gerade bei der oftmals schon im Frühsommer herrschenden Hitze vorzüglich ein Drink im Schatten der Chiesa SS Pietro e Stefano an der Piazza Collegiata geniessen lässt. Wir hatten nun auch die Gelegenheit, den Palazzo Civico, der die Gemeindeverwaltung beherbergt, von innen und bei Tageslicht zu bewundern. Es ist ein wirklich schönes Gebäude im Stil der alten lombardischen Herrenhäuser mit einem lichten Innenhof und wundervoll verzierten Galerien und Treppenhäusern. Ein Spaziergang hoch zum Castelgrande – eine der drei zum UNESCO-Welterbe gehörenden Burgen – eröffnete uns herrliche Ausblicke über die Stadt und die umliegenden Berge.

Auf der Schifffahrt passieren wir den Monte Caslano
Auf der Schifffahrt passieren wir den Monte Caslano
Villen am Ufer des Lago di Lugano in Figino
Villen am Ufer des Lago di Lugano in Figino

Nicht nur wegen der Stadt selber war unsere Wahl auf Bellinzona gefallen. Die Nähe zum Valle Verzasca, das wir ebenfalls besuchen wollten, war mit ausschlaggebend. Dieses Bergtal ist wohl den meisten bekannt, die pittoreske Ponte dei Salti in Lavertezzo mit den schönen Felsformationen im Fluss gehört wahrscheinlich zum Pflichtprogramm jeder Reisegruppe. Das Valle Verzasca ist aber weit mehr als nur dieser beliebte Spot und die Staumauer, von der sich Wagemutige im 007 Golden Eye Bungy Jump in die Tiefe stürzen. Die Verzasca ist ein sehr hübscher Fluss, der das waldige Tal am Fuss des Monte Zucchero in einem steinigen Bett durchfliesst. Wasserfälle stürzen sich von steilen Felswänden, verschlafene Dörfer kleben an den Hängen oder liegen ruhig im Tal, zahlreiche Grottos laden dazu ein, die typische Tessiner Küche zu probieren. Es gibt sehr vieles zu entdecken und geniessen in diesem Tal, und es zeigt eine so ganz andere Facette des südlichen Kantons, die wilde, abgelegene Seite. Ich werde in einem folgenden Artikel noch etwas mehr Fotos aus dem Valle Verzasca zeigen…

Eines der schönsten Dörfer am See: Morcote
Eines der schönsten Dörfer am See: Morcote

Nun, nach diesem kurzen Aufenthalt in Bellinzona und Umgebung ging es weiter in den „wirklichen“ Süden – in den Sottoceneri. Tatsächlich erscheint einem nach dem passieren des Monte Ceneri einiges anders. Auch wenn die Unterschiede nicht so gewaltig sind, so fühlt sich das Klima doch gleich wärmer an, die schroffen Alpen weichen weichen waldigen Bergen und Hügeln, und die Nähe des grossen Nachbar Italien ist viel stärker spürbar.

Blick nach Brusino-Arsizio
Blick nach Brusino-Arsizio
Die Piazza Riforma in Lugano
Die Piazza Riforma in Lugano

Unsere Gastgeber hatten eine gute Idee, wie wir innert kürzester Zeit in den zauberhaften Charme dieser Gegend würden eintauchen können: mit einer Schifffahrt auf dem Lago di Lugano. Ich war als Kind oft an und auf diesem See unterwegs gewesen, da wir als Familie fast jeden zweiten Sommer in eine Wohnung am Monte San Giorgio gemietet hatten. Aber das Seebecken von Ponte Tresa, wo unsere Schiffsreise begann, die Strasse von Lavena und der westliche Seearm waren mir bis anhin völlig unbekannt gewesen. Und um ehrlich zu sein, hatte ich die Stadt Lugano in der Vergangenheit meistens gemieden. Diesmal legten wir aber hier an, und ein Mittagessen auf der Piazza Riforma zeigte mir, dass auch diese Stadt, bei deren Entwicklung meiner Meinung nach mehr oder weniger alle Grundsätze verantwortungsvoller Raumplanung missachtet worden waren, ihre schöne Seiten hat 🙂 … So wurde unsere Reise, auf der wir so viele unterschiedliche Gesichter des Südens unseres Landes entdecken durften, mit einem Moment des Dolce Vita perfekt abgerundet.

Ausblick von Cassina d'Agno auf die Hügel und Berge um den Luganersee
Ausblick von Cassina d’Agno auf die Hügel und Berge um den Luganersee

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